Mario hatte schon so einige Jobs in seinem Leben. Nachdem er sich in diversen Sportarten versuchte, sowie diverse Male das Pilzkönigreich rettete, wurde ihm sein regulärer Beruf als Klempner wohl zu dröge, weshalb der Schnauzbartträger den Pömpel kürzlich endgültig an den Nagel hängte. Damit auch bloß keine Zeit zum Durchatmen oder gar entsteht gibt es aber natürlich direkt wieder etwas zu tun. In Mario + Rabbids Kingdom Battle steckt ausnahmsweise einmal nicht der schuppige Schurke Bowser hinter Marios Ärger, sondern Ubisofts durchgeknallte Rabbids.
Auch wenn dieses Crossover in Kombination mit der verwendeten Rundenstrategie-Mechanik hartgesottene Nintendo-Fans zunächst abschrecken dürfte, lohnt sich ein genauerer Blick auf den Switch-exklusiven Titel durchaus. Denn auch wenn die weißen Nager eine Menge Albernheit in die Welt von Mario bringen, so steckt doch ein grundsolides und durchaus forderndes Spiel hinter der quietschigen Fassade. Ich habe mir Mario + Rabbids Kingdom Battle genauer angesehen, warum ich eine Menge Spaß damit hatte erfahrt ihr nachfolgend.
Aus zwei mach eins
Die zwei doch eher ungleichen Universen kollidieren auf eine ebenso unübliche Art. Unter Beihilfe ihrer Zeit- und Dimensions-reisenden Waschmaschine gelangen die Rabbids in das Labor einer Wissenschaftlerin, die ein Gerät entwickelt hat, mit dem zwei Objekte zu einem verschmolzen werden können. Natürlich schaffen es die Hasen, Hand an das Gerät zu legen und damit unheilbares Chaos anzurichten. Mit ihrem Wäsche-Säuberer gelingt es ihnen zudem, ein Portal in das Pilzkönigreich zu öffnen, in das sie sich und Beep-O, den kleinen Roboter-Gehilfen, kurzerhand teleportieren. Spätestens als es ein Rabbid schafft, sich mit der Brille zu verschmelzen (fortan soll er als Spawny bekannt sein), wird für Mario klar: dem Treiben muss Einhalt geboten werden!

Die Spielwelt und Charaktere kommen in typisch-knuffiger Mario-Optik daher.
Unter der Haube werkelt bei Mario + Rabbids Kingdom Battle eine klassische Rundenstrategie-Technik. Wir reisen über die verwüstete Oberwelt, die sich auf insgesamt drei Areale erstreckt, die über unterschiedliche Settings verfügen. Während im ersten Gebiet noch relativ klassische Mario-Optik zu finden ist, erwartet uns im zweiten eine Wüste, die durch den Einfluss der Hasen jedoch in einigen Gebieten mit massivem Schneefall zu kämpfen hat. Der letzte Abschnitt kommt im fiesen Horror-Gewand daher. Bei der Gestaltung bewiesen die Entwickler von Ubisoft eine Menge Liebe zum Detail, nicht nur gibt es viele kleine und große Anspielungen zu entdecken, auch kommen die feindlichen Rabbids in für die Gegend passender Gewandung daher. Sobald sie einmal abgeschlossen wurden, können wir die Welten erneut besuchen, um uns stärkeren Gegnern zu stellen, werden dafür aber mit besseren Loot belohnt und haben die Möglichkeit, Geheimnisse zu entdecken, die vorher aufgrund mangelnder Fähigkeiten noch nicht zugänglich waren.
Komplexe Strategie
Jedoch sollte sich von der knuffigen Optik nicht getäuscht werden lassen, die Strategie-Elemente des Titels haben es durchaus in sich. Während die ersten Scharmützel noch vergleichsweise sanft ablaufen und uns gediegen an die Mechanik heranführen sollen, so zieht der Schwierigkeitsgrad im Spielverlauf deutlich an. Spätestens bei Beginn des zweiten Kapitels wird schon einiges von uns gefordert, es gilt die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere möglichst effektiv einzusetzen und zu kombinieren, um gegen die feindlichen Kräfte zu bestehen. Für alle unter uns, die strategisch nicht so ganz bewandert sind, wird der Easy Mode angeboten. Hier verursachen die Feinde weniger Schaden und agieren gefühlt etwas weniger schlau.
Unsere Gruppe besteht zu jeder Zeit aus lediglich drei Mitgliedern. Während Mario immer als Gruppenführer fungiert und zwangsläufig im Team sein muss, können wir die restlichen beiden Kameraden frei wählen. Dabei haben wir die Wahl zwischen bekannten Bewohnern des Mario-Universums, wie Luigi, Peach oder Yoshi und Rabbids-Varianten dieser. Bis auf ein Kostüm, das an ihre Vorbilder angelehnt ist, haben die tierischen Varianten jedoch nichts mit ihren Vorlagen gemein. So setzt der echte Luigi auf Scharfschützengewehre mit großer Reichweite, hat dafür aber vergleichsweise wenig Leben zur Verfügung, während der passende Rabbid über eine Mittelstrecken-Waffe verfügt und sich per Spezialfähigkeit in einen Schutzschild hüllt, der erlittenen Schaden drosselt.

Als Sniper kann Luigi Feinde quer über das Schlachtfeld in Beschuss nehmen.
Die Kämpfe laufen in klassischer Rundenstrategie-Manier ab: über die Taktik-Ansicht können wir das Feld überblicken um daraufhin unsere Charaktere zu bewegen. Dabei verfügt jeder Recke über eine bestimmte Reichweite, über den so genannten Team-Sprung kann unter Beihilfe eines Kameraden noch etwas weiter gezogen werden. Sofern eine günstige Position erreicht wurde, wird der Feind unter Beschuss genommen. Ein erfolgreicher Treffer hängt hierbei von verschiedenen Faktoren ab. So gibt es bei direktem Sichtfeld eine Trefferwahrscheinlichkeit von 100 Prozent, versteckt sich unser Ziel hinter einer hüfthohen Deckung sinkt diese bereits auf 50 Prozent. Somit gilt es sich taktisch zu bewegen und die Gegner geschickt zu flankieren. Weiter bietet sich auch die Möglichkeit, in einen Feind hinein zu rauschen, um ihm per Dash etwas zusätzlichen Schaden zuzufügen.
Unser Ziel in den Kämpfen ist nicht zwangsläufig immer, alle Gegner auszuschalten. In einigen Gefechten gilt es eine bestimmte Anzahl an Feinden zu eliminieren, weiter gibt es Escort-Missionen, bei denen wir beispielsweise Toad bis in einen markierten Bereich bringen müssen, ohne dass der Pilzkopf das Zeitliche segnet. Je nach der Missionsart sind auch die Arenen gestaltet, während bei normalen Kämpfen die Spielfelder meist rechteckig gehalten sind, kommen Spielfelder, bei denen ein gewisser Punkt erreicht werden muss, deutlich verwinkelter und mit mehr Transportröhren daher. Auch die Gegnervielfalt kann uns den Weg deutlich erschweren, neben normalen Hasen gibt es beispielsweise Geister-Karnickel, die sich quer über die Map beamen können, um uns in den Rücken zu fallen, oder aber riesige Rammler, die sich hinter einem Schild verstecken und nur durch geschicktes Flankieren verletzt werden können.

Rabbid Peachs praktischer Heilskill kann für so manche Schlach entscheidend wirken.
Die Bosskämpfe bieten noch eine weitere Herausfoderung. Diese sind häufig mehrphasig und benötigen einer speziellen Taktik. So gilt es beim Kong-Rabbid, ihm seine Bananen zu stibitzen, da diese wirkungsvolle Heilkräfte innehaben und wir ihn beschießen können wie wir witzig sind, er heilt sich ohnehin nach jedem Treffer. Der Eisgolem hingegen verwendet eine riesige Kühlschranktür als Schild und muss mit Granaten beackert werden, bevor er anfängt zu schmilzen. Die großen Gefechte bieten eine nette Abwechslung und sind angenehm fordernd.
Level mit Sinn
Um auch nachhaltig eine Chance zu haben gilt es, unsere Charaktere aufzuleveln, um neue Fähigkeiten zu erhalten oder uns um mehr Felder auf dem Spielfeld bewegen zu können. Das Upgrade-System von Mario + Rabbids Kingdom Battle funktioniert über lila Orbs. Diese finden wir entweder in in der Spielwelt verteilten Kisten oder aber erhalten die am Ende von manchen Kämpfen als Belohnung. Diese können wir im Skilltree ausgeben, dabei erhält jeder Charakter die selbe Anzahl an Orbs, nicht nur unsere aktuellen Team-Mitglieder. Gekauft werden können sich beispielsweise mehr Lebenspunkte, neue Fähigkeiten, wie Marios Fähigkeit, nach einem Team-Sprung auf dem Kopf eines Gegners zu landen, um Schaden zu verursachen, oder sogar um Sekundärwaffen.
Neben der Primär-Waffe, die jeder Charakter mit sich führt, kann zudem für jede Figur ein weiteres Werkzeug freigeschaltet werden. Hier kann Mario auf einen Hammer zugreifen, der zwar nur im Nahkampf funktioniert, dafür aber Flächenschaden an alle in der Nähe befindlichen Feinde verteilt. Luigi oder Rabbid Peach beispielsweise können ein kleines Gefährt nutzen, dass einen bestimmten Feind verfolgt und explodiert, sobald dieser in die Nähe des explosiven Spielzeugautos kommt.

Im Skilltree schalten wir neue Fähigkeiten für unsere Recken frei.
Neben dem eigentlichen Schaden können die Schießprügel zudem über zusätzliche Effekte und Boni verfügen, die den Ausgang eines Gefechts entscheidend verändern können. So bewirkt der Honig-Effekt beispielsweise, dass sich der betroffene Gegner die nächste Runde nicht von der Stelle bewegen kann. Tinte macht es hingegen unmöglich, die Haupt- und Sekundär-Waffe im nächsten Zug zu verwenden. Wir erfolgreich ein solch elementarer Treffer ist, wird vom Prozentwert der verwendeten Wumme bestimmt. Alternativ gibt es in manchen Arenen zudem Kisten, die zwar als Deckung fungieren, bei einem Treffer aber den dahinter Versteckten mit eben solchen Effekten versehen können, und somit nicht unbedingt als ratsames Versteck zu sehen sind.
Knuffige Technik
Grafisch kann Mario + Rabbids Kingdom Battle quasi nicht angesehen werden, dass es sich um ein Ubisoft-Spiel handelt und nicht von Nintendo produziert wurde. Die verwendete Snowdrop-Engine, die auch in The Division und in Kürze auch in South Park: The Fractured but Whole zum Einsatz kommt, zaubert ein Pilz-Königreich auf unsere Bildschirme, wie es schöner nicht sein könnte. Auch die knuffigen Veränderungen und Abarten, die die Rabbid-Invasion mit sich bringt sind knuffig umgesetzt und sorgen immer wieder für einen kleinen Schmunzler. Die farbenfrohe Welt ist natürlich kein Grafik-Kracher, passt aber sehr gut zum Rest des Spiels.

Zu jedem Charakter gibt es eine Detail-Seite, auf der wir uns übe Lebenspunkte, Schaden und Skills informieren können.
Auf der Ton-Seite müssen wir ohne Sprachausgabe zurecht kommen, dies wäre allerdings auch eine Neuheit für einen Mario-Titel. Stattdessen gilt es, sich mit den üblichen „Woohoo“- oder „Jahuuuuu“-Geräuschen zu begnügen, kombiniert mit dem klassischen Rabbid-BWAAAAAAAAAAH. Schön gelungen ist hingegen die musikalische Untermalung, diese dudelt im Hintergrund vor sich und sticht zwar zu keinem Zeitpunkt sonderlich heraus, fügt sich aber wunderbar ins Spielgeschehen ein.
Fazit
Mario + Rabbids Kingdom Battle ist ein durchaus forderndes Rundenstrategie-Spiel, die quietschbunte Fassade sollte nicht als Anzeichen für einen leichten Titel gesehen werden. Die Schwierigkeit zieht im Spielverlauf steil an, so dass Hobby-Taktiker voll auf ihre Kosten kommen dürften. Jedoch können auch weniger taktische Spieler dank des Easy Mode eine Menge Spaß mit dem Titel haben.
Bierernste Genre-Fans sollten im Vornherein freilich abwägen, ob der Rabbid-Humor, beziehungsweise das Setting im Pilzkönigreich nicht etwas zu knuffig für sie ist. Auch wenn sich die Hasen angenehm dezent im Hintergrund halten, sind sie eben doch in der Spielwelt omnipräsent. Jedoch wird das Hinwegsehen über diesen Umstand mit einem durchaus spaßigen Titel belohnt, der aufgrund der Möglichkeit, Welten erneut zu besuchen um neue Geheimnisse zu entdecken, die 10-15 Stunden Spielzeit noch einmal deutlich aufwertet.