Geschichten rund um Freundesgruppen von jungen Menschen gibt es in jedem popkulturellem Medium. Auch Videospiele lassen uns immer mal wieder eine Gang von Kindern oder Jugendlichen bei einem Abenteuer begleiten. So auch Crossing Souls von den spanischen Entwicklern Fourattic. Ob des Settings rund um ein Geheimnis, dass sich um eine amerikanische Kleinstadt in den 1980er-Jahren dreht, wurden bereits mehrfach Vergleiche mit der Netflix-Serie Stranger Things laut. Auf der gamescom konnte ich das Adventure anspielen und mir von den Entwicklern selbst anhören, welche Inspiration tatsächlich in die Produktion einflossen.
Ein typischer Vorort
Zu Beginn von Crossing Souls erwachen wir als Chris. Dieser steckt voller Tatendrang, da er und seine Clique an diesem Tag großes vor haben. Konkret wollen sie zum Fluss laufen, da dort die Leiche eines Mannes liegen soll. Doch bevor Chris sich aufmachen kann, um seine Freunde einzusammeln, gilt es eine kleine Runde Baseball mit dem Herrn Vater im Garten zu spielen. Dieser schenkt ihm einen Schläger, der natürlich direkt getestet werden will. Somit gelangt unser erster Charakter zu seiner Hauptwaffe. Im weiteren Spielverlauf werden sämtliche Tutorials so nahtlos in das Spielgeschehen integriert, wodurch die Spielfluss nicht gestört wird.
Nach der kleinen Sportstunde machen wir uns auf den Weg durch die kalifornische Kleinstadt, um nach und nach den Rest unserer Gang einzusammeln: den Wissenschafts-Nerd Matt, die Redneck-Tochter Charlie, den kräftigen Big Joe sowie unseren kleinen Bruder Kevin. Auf unserem Weg zu den Anderen können wir uns weitestgehend frei in unserem Heimatort bewegen, verschiedene Charaktere kennen lernen und auch das eine oder andere Grundstück erforschen. Dabei gibt es stets etwas zu entdecken und die Entwickler weisen explizit darauf hin, dass eben diese Erkundung dazu beitragen kann, sich noch mehr in der Spielwelt zu verlieren und sich noch mehr mit den Charakteren zu identifizieren. Speziell nachdem der tote Mann gefunden ist und die Story von einer einfachen Jugend-Story sich zu einem Mystery-Coming-of-Age-Thriller wandelt soll sich der Bund mit den jungen Menschen noch viel stärker entwickeln.

Die mysteriöse Pyramide wird einen wichtigen Part im späteren Spiel einnehmen.
Als kleines Beispiel kann hier der tote Familienhund Sparky von Chris und Kevin fungieren. Dessen Hütte steht immer noch im heimischen Garten und wenn wir diese als Chris genauer ansehen, erinnert er sich daran, wie sehr seinen Bruder der Verlust schmerzt und noch immer belastet. Zu viel sei an dieser Stelle nicht verraten, aber diese verhältnismäßig kleine Stück Hintergrundwissen hilft an späterer Stelle deutlich dabei, die Handlungen von Kevin zu verstehen. Die Möglichkeit, die Spielwelt in ihren Einzelteilen zu erforschen um so mehr zu erfahren verspricht interessante und tiefgehende Geschichten. Über ein Tagebuch im Spiel können wir die relevanten Informationen zu getroffenen Charakteren und bestimmten Orten erneut nachlesen. Zudem bieten die Anspielungen auf diverse popkuturelle Elemente der 80er-Jahre Potential für den einen oder anderen Schmunzler.
Fähigkeitsbasierte Rätsel
Jeder unserer fünf Helden verfügt über eigene Fähigkeiten, die in gewissen Situationen nötig werden. So kann Chris an bewachsenen Wänden hinauf klettern, Matt hat Raketenstiefel und Big Joe kann immens schwere Objekte verschieben. Nur durch die Kombination dieser Eigenschaften können wir Rätsel lösen oder zum nächsten Point of Interest gelangen. Auf dem Bildschirm zu sehen ist immer nur der aktuell gespielte Charakter, jedoch können wir jederzeit auf Knopfdruck zwischen diesen wechseln, auch in Kämpfen.

Big Joe kann schwere Kisten ohne große Anstrengung verschieben.
Die Scharmützel sind in der Regel schnell vorbei, für die meisten normalen Gegner reichen einige wenige Schläge. Jedoch ist auch hier entscheidend, mit welchem Helden wir in den Kampf ziehen. Der kleine Kevin kann quasi überhaupt nicht zuschlagen, während Big Joe zwar sehr träge daher kommt, dafür aber umso heftiger zuschlägt. Auch Boss-Kämpfe wird es geben, hier hatte ich jedoch noch keine Chance, selbst einen anzuspielen. Jedoch versprechen die ersten gezeigten Ausschnitte aus diesen bombastische Auseinandersetzungen, die wohl bestimmte Taktiken voraussetzen und auch über mehrere Stufen gehen.
Zeitgemäße Technik
Technisch setzt Crossing Souls auf den im Indie-Sektor beliebten Pixelart-Look. Dieser wartet mit vielen sympathischen kleinen und großen Details auf und wurde mit viel Liebe umgesetzt. So finden sich in Chris‘ Zimmer an Ghostbusters angelehnte Poster, Kevins schleimig-grüne Popel dürften bei dem einen oder anderen Spieler für Würgereiz sorgen und in der örtlichen Spielhalle lassen sich auf den Arcade-Geräten allerhand Referenzen finden. Das kleine Städtchen wirkt lebendig und jeder Charakter hat seine kleinen optischen Eigenheiten.
Auch der Sound wurde an das Setting des Titels angepasst. So gibt es zwei hauptsächliche musikalische Stilrichtungen: Synthpop und Disney-eske Musik mit Flöten und anderen Blasinstrumenten. Während die elektronischen Sounds in angespannten Situationen, wie Kämpfen oder der Vorstellung der bösen Regierungs-Mitarbeiter den Puls etwas nach oben treiben soll, passen die instrumentallen Klänge vielmehr zur Erkundung des Stadtgebiets oder einem entspannten Spaziergang.

In liebevoll gezeichneten Cartoons wird die Story erzählt.
Als besonderes Schmankerl bietet Crossing Souls noch vollwertige Cartoon-Zwischensequenzen. Diese erzählen die Story rund um die Gang, das mysteriöse Artefakt, dass sie von dem toten Mann, sowie einer Regierungsverschwörung. Dabei wurde besonders darauf geachtet, die Szenen Bild für Bild abzuspielen, um das klassische Gefühl früher Comic-Serien zu reproduzieren.
Stranger Things zum selber spielen
Crossing Souls erinnert nicht nur entfernt an Stranger Things. Alleine die Geschichte um eine Gang von jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsen werden, die in ihrer Kleinstadt auf Übernatürliches treffen und irgendwie einer Regierungs-Verschwörung auf die Schliche kommen, erinnert frappierend an die Netflix-Serie. Jedoch versichern die Entwickler dass die komplette Geschichte bereits vor der Ausstrahlung bestand.
Sei es wie es ist, die Parallelen sind auf jeden Fall da, stören aber keineswegs, ganz im Gegenteil. Selbst als Teil einer solchen Geschichte zu fungieren verspricht immens interessant zu werden, auch wenn bisher nicht so ganz bekannt ist, wohin sie uns tragen will. Das Gameplay läuft knackig und die Technik passt, so dass Crossing Souls auf jeden Fall im Auge von Fans genannter Serie oder auch von Adventure-Freunden im Allgemeinen bleiben sollte.
Erscheinen wird Crossing Souls voraussichtlich noch in diesem Jahr für den PC sowie die PS4.