Nahkämpfe in Videospielen folgen meist dem Schema, dass es gilt, leichte und starke Angriffe möglichst effektiv zu verketten um bombige Kombos zu zaubern. Jedoch artet dies nur allzu oft in simplem Button-Mashing aus, da es nicht selten reicht, eine bestimmte Kombination immer und immer wieder zu wiederholen. Freilich stellen solche Mechaniken nicht die Regel dar, sind jedoch trotzdem weit verbreitet. Im Februar diesen Jahres brach For Honor diesen Umstand mit einem Haltungs-bezogenen Kampfsystem auf, mit Absolver aus dem Hause Sloclap folgt nun ein weiterer Titel, der auf ein Stance-System setzt. Warum der von Devolver Digital gepublishte Titel sich jedoch deutlich anders als Ubisofts Werk spielt und wo weitere Besonderheiten liegen konnte ich in meiner Anspielsession auf der Gamescom herausfinden.
Stellungswechsel
Der Fokus liegt bei Absolver auf reinen Faustkämpfen. Zwar können auch Waffen benutzt werden, jedoch liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf Martial Arts-Kämpfen, bei denen wir unserem Gegenüber möglichst effektiv das Gesicht neu arrangieren. Mit welchen Utensilien wir auch immer in die Scharmützel ziehen, das Kampfsystem ist dabei stets auf den verschiedenen Stellungen aufgebaut, in die wir unseren Charakter bringen können. Hier gibt es vier mögliche Richtungen, eingestellt wird unsere Position über das Gedrückthalten des rechten Triggers bei Gleichzeitiger Bedienung des rechten Analogsticks.

Die richtige Stellung entscheidet zwischen Sieg und Niederlage.
Einmal in Position gebracht haben wir die Wahl zwischen einem leichten und einem schweren (oder auch Spezial)-Angriff. Ebenso können wir natürlich blocken und unter den Attacken unserer Feinde hinweg dashen. Jedoch ist stets die Ausdauerleiste im Auge zu behalten, ist diese erschöpft sind wir ein leichtes Ziel. Im Blocken regeneriert sich diese zudem deutlich langsamer, also gilt es den richtigen Moment abzupassen. Beim Abwehren der feindlichen Attacken ist es anders als bei For Honor nicht nötig, sich im selben Stance zu befinden, dafür können uns jedoch verschiedene Angriffe nach erfolgreichem Abschluss in einer anderen Position zurücklassen, als die, in der wir gestartet sind.
Rein von den Bewebungsabläufen her ist Absolver speziell für einen Titel, der ohne Motion Capture-Aufnahm auskommt, sehr beeindruckend geworden. Dies dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass Teile der Entwickler selbst aktiv Martial Arts betreiben. Die sonstige Technik ist jedoch nicht heraus stechend, das gezeigte Gebiet innerhalb verfallener Ruinen kam im allgemeinen Trist daher und auch die Texturen waren eher spärlich gesetzt. Jedoch der Titel bisweilen mit stimmungsvollen Licht- und Schattenspielen aufwarten.
Erstaunliche Varianz
Jedoch hört die Komplexität des Kampfsystems bei der bloßen Wahl einer Stellung nicht auf. Als erste Entscheidung, die unseren Spielstil immens beeinflusst, gilt es aus einem von drei Kampfstilen zu wählen. Forsaken als ausgeglichene Variante, Kahlt kommen eher langsam und kräftig daher und Windfall stellt eine etwas flottere Klasse dar.

Die Wahl der Klasse ist essentiell.
Nachdem wir diese grundlegende Wahl getroffen haben, können wir uns in den Deckbau begeben und unseren ganz eigenen Stil zusammen basteln. Dies funktioniert folgendermaßen: für jede Position kann sowohl dem normalen als auch dem starken Angriff eine Attacke zugeordnet werden, in weiteren Schritten können wir ganze Abfolgen festlegen. Hierdurch entsteht eine ungeahnte Varianz, die dazu führt, dass wir uns nie ganz sicher sein können, womit uns unser Gegner als Nächstes angreifen wird. So entstehen intensive Kämpfe, die durch die Spezialfähigkeiten, wie die Absorbtion feindlicher Attacken (Kahlt) oder das Betäuben unserer Gegner (Forsaken) noch weitere taktische Komponenten gewinnen.
Neue Attacken lernen wir dynamisch im Spielverlauf. Kämpfen wir gegen einen Gegner, dessen Angriffe noch nicht zu unserem Repertoire gehören, so habe wir eine Chance darauf, diese schlicht von ihm abzuschauen. Jedoch ist es hierzu unbedingt nötig, den Kampf auch zu gewinnen.
Miteinander ebenso wie gegeneinander
Prinzipiell handelt es sich bei Absolver neben einem Kampfspiel auch um ein MMO. Im Hintergrund wird eine (bisher) seichte Story erzählt, der Fokus liegt klar darauf, sich durch die offene Welt zu prügeln. Dies können wir entweder gemeinsam mit anderen Spielern tun oder aber wir ziehen alleine los. Jedoch kann es immer wieder passieren, dass wir auf andere Personen treffen. Hier gilt es, ähnlich zu Survival-Titeln wie beispielsweise DayZ, mit Hilfe von Gesten zu kommunizieren und sich daraufhin entweder zu hauen oder aber in Frieden auseinander zu gehen. Ein Voice-Chat ist bisher leider noch nicht implementiert.

Manchmal ist sich gegenseitig helfen die klügere Wahl.
Komplexer Prügler für anspruchsvolle Athleten
Absolver richtet sich an all jene Spieler, die ein komplexes Kampf-System suchen und Lust haben, sich im Einzelkampf mit Anderen zu messen. Hier bietet der Titel nicht nur ein wunderbar geeignetes System sondern auch saubere Technik und ein scheinbar gut balanciertes System. In der Anspielsession wirkten keine Attacken überpowered und die Steuerung geht nach einiger kurzer Zeit schnell in Fleisch und Blut über. Jedoch sollte einiges an Frustresistenz speziell für den Anfang mitgebracht werden. Weiter stellt sich die Frage nach dem Endgame, ein Thema bei dem vielen MMOs schließlich die Puste ausgeht.
Erscheinen wird Absolver bereits nächste Woche, am 29. August, für die PS4 sowie den PC.