Vom 21. bis zum 23. Juli 2017 war ich in Amsterdam – nicht als Grastourist und auch nicht für die schönen Tulpen oder den guten Käse, sondern um in der traumhaften Hauptstadt der Niederlande ein einmaliges Hotelkonzept zu begutachten – das Arcade Hotel.
Die Hoteldirektion und NVIDIA luden uns ein um die neue Perle im Meer der Hotellerie zu bestaunen. Ein Hotel von Gamern, für Gamer.
Natürlich startete die Reise, wie es sich gehört, mit einer Panne die die nächste jagte. Das Boarding unseres Fluges verschob sich erst um fast eine ganze Stunde, da sich kein Busfahrer fand der uns Passagiere vom Gate zum Flugzeug bringen konnte. Nachdem wir 20 Minuten nach Abflugzeit dann im Flieger saßen meldete sich der Kapitän über die Lautsprecher:
»Liebe Passagiere, ich entschuldige mich nun seit fast 10 Jahren für alle Pannen und Ausfälle die dieser Flughafen mit sich bringt. Ich entschuldige mich in aller Form für die bisherige Verspätung, die damit zusammenhing dass der Busfahrer seine Schicht verschlafen zu haben schien. Nun habe ich eine weitere schlechte Nachricht für Sie: Der nächstmögliche Slot für einen Start ist in 50 Minuten – angeblich wegen schwieriger Start- und Landebedingungen, die wir mit dem blauen Himmel hier in Hamburg ebenfalls nur schwer nachvollziehen können.«
Ich saß auf meinem Platz mit der extra Beinfreiheit und kochte still vor mich hin. Wir hatten das Shuttle vom Flughafen zum Hotel abgelehnt, weil wir eine Stunde früher planmäßig landen sollten und ungern am Flughafen warten wollten. Die Boardingpanne hatte diese Zeitspanne gefressen, was erstmal ja gut war – doch der verspätete Start machte nun auch diesen Plan B zunichte.
Mit knapp 1,75 Stunden Verspätung ging es los zum Rollfeld, alle angeschnallt und startbereit als die Lautsprecher über uns erneut knacken.
»Liebe Passagiere, es gibt Tage an denen wäre man lieber einfach im Bett geblieben. Heute ist so ein Tag. Wenn Sie rechts aus dem Fenster sehen, können Sie hinten die Feuerwehr des Flughafens sehen. Die sind gerade im Einsatz an einem defekten Flugzeug – und da wir in Hamburg nur eine Brigade haben, können wir nicht starten so lange die beschäftigt sind.«
Kennt ihr diese Momente in denen es euch unmöglich scheint zwischen zwei Gemütszuständen zu entscheiden? In mir loderte ein Feuer des Hasses auf den Busfahrer, den Typen im Tower der uns den Slot für den Start zugeteilt hatte und für jeden einzelnen Feuerwehrmann am Hamburger Flughafen. Auf der anderen Seite erinnerte ich mich an das meditative Gedankenbild von „Wenn du nichts ändern kannst – why worry?“. Ich entschied mich für die Mitte und ergab mich resignierter schlechter Laune mit Galgenhumor.
So verpassten wir den ersten Abend Rahmenprogramm im Arcade Hotel in Amsterdam.
Wir kamen spät abends im Hotel an, checkten ein und brachten unsere Koffer auf unser Zimmer. Alle eingeladenen Blogger und das PR- und Hotel-Team dinnierten bei Pikoteo, während wir am Rembrandtsplein Straßenmusikern bei ihrer Coverversion von Despacito zuhörten und Fritten mit Käsesoße mampften.
Unser Zimmer war ein Doppelzimmer im zweiten Stock des neuen Hotelgebäudes. Nicht groß, aber gut durchdacht. Alle Möbel designed von Sandra Duran und maßangefertigt für das Arcade. Die Renovierungsarbeiten in der Hotelerweiterung in Form eines 150 Jahre alten Haus hatten dem Gründer Dan Salmanovich laut eigener Aussage in den Arsch, die Nüsse und den Magen getreten – blumige Worte die mir sofort zeigten, dass hier kein Hotelinvestor am Werk war, sondern jemand für den dieses Herzensprojekt einer der Mittelpunkte seines Lebens darstellt.
Denn das Arcade ist ein Familienbetrieb. Dan betreibt die Unternehmung gemeinsam mit seinem Vater, der selbst schon seit Jahrzehnten im Hotelgewerbe tätig ist. Seine Partnerin ist Sandra Duran, die Designerin des Interieurs und Wahrerin der Gestaltungsvorschriften. Während die Beiden von den letzten Monaten der Renovierung und ihren Zukunftsplänen erzählen, klettert ihre Tochter zwischen den Loungemöbeln herum. Und nicht nur das sorgt im Arcade für das Gefühl in einem Wohnzimmer zu sein.











Die Räumlichkeiten
Man betritt das Foyer und steht direkt im Herzen des Hotels. Links neben der Tür befindet sich die Bibliothek – Regale voll mit Videospielen aus allen Generationen, sortiert nach System. Daneben das Gleiche noch einmal für Comics. Jeder Gast ist aufgefordert sich zu bedienen, sich Spiele auszusuchen und diese auf den Retro-Konsolen zu spielen die sich im Foyer oder in den Zimmern befinden. Kürzlich hatte Dan erst von einem befreundeten Comicsammler eine riesige Sammlung von rund 10.000 Heften abgekauft, da dieser ein Kind bekam und sich von seinen Schätzen trennen musste – sehr zur Freude des Hotels. Denn wenn die Räume demnächst finalisiert werden, soll auch in jedem Raum eine Auswahl an Heften zum Lesen oder in der Bibliothek tauschen liegen.
Jedes Zimmer verfügt über eine Tech-Wall – ein eigens designtes Entertainment-Möbelstück an dem ein 32″ oder 50″-Fernseher, eine beliebige Retro-Konsole und pro Zimmer eine NVIDIA Shield Konsole angeschlossen sind. Bevor ich im Arcade Hotel zu Gast war, lagen mir Streaming-Boxen und Android-Konsolen nicht besonders Nahe. Der Flop, als der sich die OUYA herausstellte hatte in meiner Wahrnehmung verbrannte Erde hinterlassen. Die NVIDIA Shield konnte mich jedoch etwas mit der Thematik versöhnen. Durch die Streaming-Technologie und den Service GeForce Now werden sogar aktuellere Konsolentitel auf den Servern des Hardware-Herstellers auf höchsten Grafikeinstellungen ausgeführt und Bild- und Eingabegesten per Internet an die kleine Box gestreamed. Ich spielte dort für ein paar Stündchen erst Batman: Arkham Knight und dann Deus Ex: Human Revolution und konnte zu keiner Zeit Lag oder überhaupt nennenswerte Ladezeiten beklagen. Nun muss man natürlich aber auch sagen – das Arcade ist prädestiniert für ein solches System. Denn hier fließt fettestes Glasfaser-Internet durch die Adern des Gebäudes. Was allein mit dem Klischee von schlechtem Hotel-WLAN so dermaßen aufräumt, dass ich schon nur aus diesem und nicht den tausend anderen guten Gründen jederzeit das Arcade als Unterkunft in Amsterdam empfehlen würde.
Ein Herzensprojekt
Als Gamer kommt man in den Zimmern auf jeden Fall auf seine Kosten – und trotzdem ist es wichtig hier eine Sache klarzustellen, die auch dem Arcade-Team am Herzen liegt. Das Arcade Hotel soll kein klischeeförderndes Hostel für Gamer sein, die sich statt der Schönheit von Amsterdam zu erliegen im Hotelzimmer einsperren und zocken – es richtet sich an die Menschen unserer Gesellschaft für die Videospiele eine völlig normale Beschäftigung sind um sich zu entspannen. Während man in anderen Hotels nach Stadt-, Museums- und Gastronomiebesuchen für zwei Stunden Ruhezeit auf dem Hotelzimmer mit ausländischem Fernsehprogramm genügen muss, gibt es im Arcade Hotel durch die NVIDIA Shield ein Entertainment-Paket das die Nutzung von Netflix, Spotify und anderen Diensten, aber eben auch Gaming ermöglicht.
Den Samstag unseres Besuches verbrachten wir bei einer Grachtenrundfahrt durch die Kanäle der Stadt, bis es Abends mit dem eigentlichen Highlight des Wochenendes weiterging. Denn an diesem Abend sollte der Gaming Room neben der Hotel-Lobby eingeweiht werden. Wir fanden uns also gegen Abend im Foyer ein um von der dort befindlichen Bar mit Drinks und feinstem, hausgemachten Fast-Food versorgt zu werden und durften – trotz fettiger Finger – im Gaming Room Platz nehmen. Dieser besteht aus 6 Sitzplätzen mit 4K-Displays, High-End-Gaming-PCs mit Teilen von MSI und NVIDIA und Razer Peripherie für Einzel- und Mehrspielersessions, einer VR-Ecke und einer Tribüne mit zwei 60″-Fernsehern für Tournaments und Twitch-Streams. Dieser Raum steht Hotelgästen, aber auch anderen Besuchern, Clans, eSportlern und Entwicklern als Trainings-, Meeting- und Eventlocation zur Verfügung.
Am Abend der Eröffnung gab es zur Feier ein Streetfigher X Tekken Turnier mit 32 Teilnehmern – uns Bloggern und Journalisten, den PR-Verantwortlichen und der Hotelbelegschaft. Im KO-System mussten alle mal auf dem Hot-Seat Platz nehmen und für die erst- bis drittplatzierten winkten spannende Preise. Ich wurde Vierter.













Am Sonntag reisten wir ab – und die Eindrücke des Wochenendes blieben uns noch eine ganze Weile erhalten. Spätestens an dieser Stelle möchte ich hier noch einmal etwas klarstellen: Ich wurde zu diesem Wochenende eingeladen von der PR-Agentur die das Hotel betreut. Dieses Wochenende wurde gemeinsam vom Arcade Hotel und NVIDIA gesponsored und durften kostenlos dort übernachten und an all den Events teilnehmen von denen ihr hier lest. Gerade deshalb möchte ich aber klarstellen dass das hier meine eigene Meinung ist. Klar, so ein Wochenende steht unter diesem Rahmenprogramm natürlich in einem besonderen Licht, aber wer die Chance hatte mit Dan und seinem Team über das Arcade, das Herzblut und die Zukunftspläne zu sprechen, wird keinem anderen Gefühl erliegen als purer Begeisterung.
Ich möchte euch also ehrlich und ernsthaft ans Herz legen – wenn ihr in Amsterdam nach einem Design-Hotel sucht, das in guter Lage und mit unbeschreiblichem WLAN daherkommt und euch obendrein noch mit eurem Lieblingshobby in Verbindung bringt, dann schaut im Arcade vorbei. Vielleicht nicht morgen – denn die Bauarbeiten an der Erweiterung sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber wenn ihr jetzt einen Urlaub für die Zukunft plant, solltet ihr auf der sicheren Seite sein. Ich freu mich schon darauf dort hin zurück zu kehren und das Zimmer mit der Badewanne im Raum zu buchen, damit ich von dort aus Rocket League zocken kann.
Das ganze in Audioform könnt ihr euch auch in Folge #233 des Pixelburg Podcasts anhören. Dort erzähle ich ab 00:30:00 von diesem Wochenende und sage bestimmt auch Sachen, die ich hier nicht geschrieben habe.