Mit Mass Effect 3 ist 2012 das Ende der Reaper-Trilogie rund um Commander Shepard veröffentlicht wurden. Damit war die Serie für mich eigentlich beendet. Doch während der E3 2015 kündigte Electronic Arts dann den Nachfolger offiziell an. Mass Effect: Andromeda wurde wie auch die Vorgänger von BioWare entwickelt und ist vor Kurzem erschienen. Ich habe mich in Galaxien vorgewagt, die kein Mensch zuvor gesehen hat und erzähle euch welchen Eindruck ich vom Neubeginn der Serie in den ersten Stunden gewonnen habe.
Shepard war einmal
Wie schon erwähnt schlüpft man in Mass Effect: Andromeda nicht mehr in die Rolle von Commander Shepard. Zu Beginn können wir wählen ob wir das Abenteuer als der männliche oder weibliche Zwilling der Ryder-Geschwister bestreiten wollen. Wir können uns zwischen Sara und Scott entscheiden oder auch selbst einen Charakter erstellen. Letzteres erfordert ein wenig Geduld, denn neben Profession und Geschlecht können wir auch das Aussehen detailliert anpassen. Sind wir damit fertig, dürfen wir auch noch bestimmen welches Geschlecht Commander Shepard hatte.
Welchen Einfluss das auf die Story hat bleibt unklar. Auch die Ausbildung unserer Figur wird nicht näher erläutert, scheint aber auch nur bis zum ersten Level-Aufstieg relevant. Alle erlangten Fähigkeitspunkte können nämlich ohne Restriktion wahlweise in die Kampf-, Biotik- oder Tech-Ausbildung gesteckt werden.

Wenn gewünscht können wir unseren Hauptcharakter auf verschiedene Arten individualisieren
Nach der Charakter-Erstellung erwachen wir aus einem Kryo-Schlaf. Wir sind weit weg von der Milchstraße und sollen in der Andromedagalaxie neue Welten kolonisieren. Dafür waren wir, zusammen mit weiteren tausenden menschlichen Siedlern, 600 Jahre in einem »Arche« genannten Raumschiff unterwegs. Selbiges gerät zu Beginn des Spiels in eine Anomalie, was uns zwingt zusammen mit unserem Vater, seines Zeichens Pathfinder und damit Anführer der Siedlungsmission, auf einem nahe gelegenen Planeten zu landen.

Nach 600 Jahren erreichen die Andromedagalaxie.
Nachdem diese Episode überstanden ist, erreichen wir unser Ziel – die Nexus. Dabei handelt es sich einfach gesagt um das Pendant zur aus den Vorgängern bekannten Citadel, also einer riesigen Raumstation. Die Nexus ist aber alles andere als vollständig operabel. Es fehlen Besatzung und Ressourcen. Außerdem stellen wir fest, dass unsere Arche offenbar verspätet angekommen ist, während es von denen der Turianer, Asari und Salarianer keine Spur gibt. Wäre das noch nicht genug, so müssen wir auch feststellen, dass die für die Besiedlung auserkorenen und auf den Namen »Goldene Welten« getauften Planeten, alles andere als lebensfreundlich sind. Es gibt also einiges zu tun und dazu kommen nach und nach noch einige weitere mehr oder weniger große Aufgaben verschiedener Nebencharaktere.
Bekannte Mechaniken und neue Spielzeuge
Kenner der Serie werden beim vierten Ableger nicht nur hin und wieder aufhorchen, weil sie auf Details stoßen, die auf die ersten drei Teile verweisen, sondern auch Gameplay-Elemente wieder erkennen.
Da es unsere Mission ist, bewohnbare Welten zur Besiedlung zu finden, gilt es die Galaxie zu durchreisen und Planeten zu scannen. Die meisten müssen nicht näher betrachtet werden, aber auf einigen können wir auch landen und diese zu Fuß oder auf sechs Rädern erkunden. Statt des Mako steht uns dafür nun der Nomad, ein deutlich besseres Gefährt, zur Verfügung. Auch die unmotorisierte Fortbewegung hat ein Update in Form eines Jet-Packs bekommen.
Damit können wir nun höher gelegene Ebenen erreichen oder uns schnell nach vorn und zur Seite bewegen. Wir finden auf den Planeten Ressourcen, Relikte und möglicherweise tatsächlich geeignete Orte zur Besiedlung.

Auf der Karte der Galaxie bestimmen wir unser neues Ziel und können Planeten genauer betrachten.
Komplett neu ist der Scanner, der ähnlich wie der aus anderen Spielen bekannte Detektivmodus funktioniert. Sind wir zu Fuß unterwegs, können wir damit Informationen zu allerhand Gegenständen und Lebenwesen finden. Außerdem lassen sich damit auch Maschinen bedienen oder Rätsel lösen.

Mittels Scanner lassen wir uns Informationen zu verschiedenen Dingen anzeigen.
Auch das Kampfsystem hat eine Überarbeitung bekommen. Im Gegensatz zu früher sind die Gefechte um einiges dynamischer und zwar nicht nur durch den Einsatz des erwähnten Jet-Packs. Wir können uns zwar immer noch, mittlerweile automatisch, in Deckung begeben, aber nicht mehr das Spiel pausieren und unseren beiden Mitstreitern Befehle erteilen. Der gezielte Einsatz der verschiedenen Fähigkeiten unserer Mannschaft ist also nicht mehr möglich.
Für die weniger kriegerischen Auseinandersetzungen stehen wie gewohnt wieder verschiedene Dialogoptionen zur Verfügung. Diese dienen nicht nur dazu Fragen zu stellen, sondern auch um auf Fragen in verschiedener Weise zu reagieren. So können wir professionell oder zwanglos, emotional oder pragmatisch antworten. Einigen NPCs können wir sogar versuchen im Gespräch näher zu kommen.

Wenn wir wollen, können wir versuchen unseren Crew-Mitgliedern näher zu kommen.
Im Weltall sieht dich niemand eine Miene verziehen
Um endlich den Elefanten im Raum anzusprechen: Ja, Mass Effect: Andromeda hat Fehler und wirkt teilweise als hätte man vergessen es fertig zu stellen. So friert das Spiel hin und wieder ein wenn man mit dem Nomad über die Planetenoberfläche fährt, NPCs bewegen sich abgehakt oder laufen gegen Wände, Haare flimmern und Augen schauen durch Lider. Stellenweise, vor allem aber bei Gesichtern, sieht das Spiel nicht zeitgemäß aus. Manche meinen, dass BioWare Figuren so aussähen, als hätte man sie kurz in die Mikrowelle gesteckt und das trifft es auch bei Mass Effect: Andromeda ganz gut.
Zu dem seltsamen Aussehen kommen die skurrilen beziehungsweise mangelnden Animationen. Die Mimik der Figuren kann oft nicht das wiedergeben was inhaltlich gesagt wird. Diese Problematik ist bei Mass Effect: Andromeda noch schlimmer als bei Horizon Zero Dawn und fällt vor allem bei menschlichen Protagonisten auf. Aliens sind aus Gründen der Gewohnheit zum Glück nicht so stark betroffen.

Die Gesichtsanimationen sind stellenweise, vor allem bei menschlichen Charakteren, sehr seltsam.
Zu diesen technischen Problemen kommen zumindest in der deutschen Synchronisation Probleme im Skript. Die Sprüche unserer sehr redseligen Kumpanen wirken teils fehl am Platz. Außerdem passt auch das Voiceacting nicht immer. Das ist problematisch, da sich Mass Effect: Andromeda auf die Charaktere verlässt, um uns die Geschichte näher zu bringen.
Man scheint sich aber der Probleme bewusst zu sein. Immerhin verspricht Lead Designer Ian S. Frazier, dass man verschiedene Probleme mittels Patches angehen will und aktuell prüfe wie genau das funktionieren kann.
@BlazinSB We're looking at patching lots of issues and want to strongly support the game moving forward. I can't say more just yet.
— Ian S. Frazier (@tibermoon) March 21, 2017
@Porcelyn Can't promise anything yet, but we're currently evaluating various options for making it better.
— Ian S. Frazier (@tibermoon) March 22, 2017
…in einer weit, weit entfernten Galaxie…
…ist es eigentlich wie immer. Denn sind wir mal ehrlich, die Spiele der Mass Effect-Serie, oder BioWare-Spiele an sich, waren noch nie perfekt. Das ist natürlich keine Entschuldigung dafür, ein Spiel abzuliefern, das unfertig wirkt. Vor allem wenn es verschoben wurde und bei Release immer noch Fehler aufweist, die schon weit vor Veröffentlichung adressiert wurden. Zum Glück sind all die Fehler keine Game-Breaker und stören im Grunde genommen nur die Verpackung.
Einige können auch entschärft werden indem zum Beispiel auf Englisch gespielt wird oder die Helme möglichst angezeigt und somit die Gesichter versteckt werden. Im Kern bietet Mass Effect: Andromeda genau das, was man zumindest als Kenner erwartet. Ein Galaxie, die es zu erkunden gilt, unzählige Aufgaben die erledigt werden wollen und Nebenfiguren die teilweise mehr Backstory haben, als so mancher Hauptcharakter anderer Spiele. Untermalt wird alles mit einem epischen, aber nie zu aufdringlichen Soundtrack. Dazu bekommt man noch eine Hintergrundgeschichte bei der man am Ende wohl die Galaxie retten muss.
Und ja, Sex mit Aliens kann man auch haben.