Vor knapp einem halben Jahr haben René und ich im Pixelburg-Stream Shadow of the Colossus durchgespielt. Auch wenn wir es auf auf Playstation 3 durchgespielt haben, ist das Spiel schon im Jahre 2005 für Playstation 2 erschienen und wurde für die neue Konsolengeneration überarbeitet. Der Titel gilt als einer der besten für diese Konsole, wenn nicht überhaupt. Das Spiel konnte sich eine große Fangemeinde aufbauen und wird als Kunstwerk bezeichnet. Als Team ICO auf der E3 2009 dann das in der Entwicklung befindliche The Last Guardian für Playstaion 3 angekündigt haben, waren die Fans natürlich begeistert. Durch verschiedene Umstände wurde der Titel aber immer weiter verzögert, bis man glaubte, dass er wohl gar nicht mehr erscheinen würde. Auf der E3 2015 gab es dann die Überraschung, The Last Guardian wurde aus der Versenkung geholt und mit einem ungefähren Release-Termin im Jahre 2016 bedacht. Nun ist es das Spiel endlich erschienen und ich konnte es spielen. Eins vorweg: Ich habe den Hype nicht ganz verstanden, freue mich aber natürlich trotzdem über jedes Spiel, das sich ein wenig von der breiten Masse abhebt.
Eine Reise mit Tier
Wer ICO oder Shadow of the Colossus kennt, wird keine episch erzählte Story erwarten und liegt damit auch richtig. Die Ereignisse von The Last Guardian sind eine eine Rückblende und werden uns von einem erwachsenen Mann erzählt. Dieser hat die Geschichte als der kleine, namenlose Junge erlebt, den wir im Spiel steuern.
Wir erwachen in einer Höhle ohne zu wissen wie wir dorthin gelangt sind oder zu den Tätowierungen kamen. Nach diesem ersten Schock folgt der nächste, denn wir sind nicht allein. Mit uns in der Höhle liegt Trico, ein riesiges, menschenfressendes Fabelwesen. Das Tier ist aber verletzt und scheint uns nichts Böses zu wollen. Nachdem wir ihm geholfen haben, wird es zutraulicher und wir machen uns gemeinsam daran die Höhle zu verlassen. Als das geschafft ist, sollen sich die Wege eigentlich trennen, doch es kommt anders und wir setzen die Reise gemeinsam durch eine verwitterte Tempelanalage fort.
Schnell baut man auch als Spieler eine Zuneigung zum tollpatschigen Begleiter auf, gibt ihm bereitwillig Streicheleinheiten, leidet mit ihm wenn ihm Leid widerfährt oder erfreut sich daran wenn Trico herumtollt. Es geht in The Last Guardian nicht vordergründig um die die Erzählung eines Geschichte, sondern vielmehr um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen den ungleichen Protagonisten.

Ein Holzschnitt von Trico

Zu Beginn erwachen wir in einer Höhle.

Doch wir sind nicht allein.

Die erste vorsichtige Annäherung.

Trico folgt uns überall hin.


Nicht immer bei der Sache.

Manchmal müssen wir getrennte Wege gehen.

Was lange währt…
Obwohl, oder gerade weil das Spiel so lange in der Entwicklung war, kann es grafisch wohl nicht mit aktuellen Titeln mithalten. Es sieht hübsch aus, keine Frage, aber man ist doch mehr gewöhnt. Die Texturen wirken teilweise etwas grob und auch das Gesicht des Jungen hätte ein paar Details vertragen können. Selbst die offenbar wichtigen Tätowierungen sehen ein wenig unscharf aus.
Das alles verzeiht man The Last Guardian aber, denn was den Entwicklern richtig gut gelungen ist, sind die Animationen der Protagonisten. Das Laufen, Klettern, Fallen des Jungen sieht klasse aus. Noch schöner aber bewegt sich Trico. Auch wenn das Wesen natürlich eine Fantasiefigur ist, wirkt es so wunderbar echt. Egal ob es geschmeidig durch durch die Ruinen springt oder sich hinsetzt um sich das Federkleid zu putzen, man nimmt es Trico ab. Dazu kommt, dass das Tier auch seinen eigenen Kopf hat. Das kann zwar nervig sein, es macht Trico aber noch realer.
Auch der Sound ist gelungen. Die musikalische Untermalung durch das London Symphony Orchestra ist immer passend. Neben den Animationen tun die „Synchronisationen“ ihr bestes um die beiden Figuren lebendig wirken zu lassen. Die dezente Erzählung aus dem Off rundet alles ab.
Was bleibt?
Was mich ein wenig gestört hat, waren Punkte im Spiel, an denen ich nicht weiter wusste und ziellos durch die Ruinen geirrt bin. Das hat auch hin und wieder zum Ableben geführt, da ich angefangen habe einfach auszuprobieren ob ich denn zum Beispiel doch über einen Abgrund springen kann. Da die Speicherpunkte aber recht fair gesetzt sind, war es weniger schlimm. Im Gegensatz zu Steuerung und Kamera. Diese sind, wie auch schon in Shadow of the Colossus sehr gewöhnungsbedürftig und konnten mich all zu oft aus dem Spiel reisen. Das ist Schade. Denn ich mochte es gern in diese Welt eindringen, wollte wissen wie es weiter geht mit den ungleichen Gefährten.
The Last Guardian ist, wie schon seine geistigen Vorgänger, tatsächlich ein Spiel, dass anders ist, als die Masse. Ob es nun das ist, auf das man so lange gehofft hat und ob sich das Warten gelohnt hat, mag ich nicht beantworten können. Fans der vorherigen Team ICO Spiele werden das, was Fumito Ueda hier geschaffen hat, sicher lieben. Ich würde aber auch allen anderen empfehlen es einmal zu spielen.