Mother Russia Bleeds

Mother Russia Bleeds – Sichel & Spritze

Mit Mother Russia Bleeds hat das französische Indie-Studio Le Cartel kürzlich seinen ersten Titel veröffentlicht, der durch seine Optik und den dargestellten Grad an Gewalt durchaus an die beiden Hotline Miami-Teile erinnert. Jedoch handelt es sich bei dem Debüt nicht um einen Twin-Stick-Shooter, sondern um einen klassischen 2D-Brawler, der die Traditionen von Genre-Urgesteinen wie Final Fight oder Streets of Rage aufnimmt und in die Neuzeit portieren will. Wie dieses Vorhaben „dem Kartell“ gelungen ist werde ich nachfolgend ausführen.

Die Story von Mother Russia Bleeds ist schnell erzählt. wir schlüpfen in die Rolle von einem von vier Prügelknaben und hauen uns Quer durch Russland. Geschuldet ist unser Kreuzzug einem Regierungsexperiment, zu dessen Zweck wir zu Beginn des Spiels entführt und einer experimentellen Droge Namens Nekro ausgesetzt wurden. Diese sorgt nicht nur für Wahnvorstellungen und ungewolltes Verlieren des Mageninhaltes, auch positivere Aspekte wie Heilung oder gesteigerte Kraft gehen mit dem Konsum einher. Somit kloppen wir uns quer durch Mütterchen Russland, stets nur ein Ziel im Auge: Rache. Praktischerweise wurde die Droge während wir in dem unterirdischen Testlabor noch die Kaninchen mimten bereits auf die Straßen gespült, was einigen Widerstandskämpfern gar nicht schmeckt. Somit stehen wir nicht gänzlich alleine gegen die Obrigkeit.

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Die von Nekro hervor gerufenen Halluzinationen gleichen eher einem Albtraum.

Das Gameplay orientiert sich – wie bereits erwähnt – stark an Beat-em-up-Klassikern. Um die Scharen an Gegnern zu eliminieren bieten sich uns neben Tritten, Schlägen und Würfen auch noch verschiedenste Waffen, Angriffsmuster oder Nekro-Fähigkeiten. So können wir die Köpfe unserer Feinde beispielsweise mit Golfschlägern, Toilettenschüsseln oder Heizungen etwas neu formen oder ihnen einfach mit einer Überdosis im Blut den Schädel zwischen unseren Händen zerdrücken. Auch ist es möglich den Standard-Schlag aufzuladen um mehr Schaden zu verursachen. Auch vor auf dem Boden liegenden Feinden wird nicht Halt gemacht, diese werden ebenfalls ohne Gnade verdroschen.

Durch die Droge ist es uns entweder möglich uns selbst oder unsere Verbündeten zu heilen oder in eine Art Beserkermodus zu schalten, in dem wir uns schneller bewegen und mehr Schaden verursachen. Durch das Erreichen bestimmter Ziele im Arena-Modus schalten wir weitere Varianten der Droge frei, die durch etwas andere Wirkungsweisen Abwechslung in den Prügel-Alltag bringen.

Zur Verteidigung (sollte Angriff tatsächlich einmal nicht die beste Methode sein) können wir kontern, blocken oder einen flotten Dash ausführen und so den gegnerischen Attacken entfliehen. Spätestens bei den Endbossen am Ende eines jeden Levels wird es nötig, die gelernten Fähigkeiten gekonnt miteinander zu kombinieren. Die Obermotze stecken eines an Treffern ein und benötigen jeweils eine bestimmte Taktik. So ist es nötig, heranrauschenden Zügen auszuweichen, Scharfschützengewehren zu entfliehen oder darauf zu achten, dass wir nicht von vorbei rasenden Motorrädern überrollt werden.

Mother Russia Bleeds

Auch Fässer werden gegen die Feinde geschwungen.

 

In den meisten Fällen spielt sich Mother Russia Bleeds knackig und punktgenau, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sitzt jeder Schlag. Daher ist es umso ärgerlicher, dass hin und wieder Bugs auftreten, die unsere Tritte ins leeren gehen lassen oder unser Ausweichmanöver nicht registrieren. Glücklicherweise halten sich diese in Grenzen. In seltenen Fällen ist es mir auch passiert, dass der K.I.-Mitspieler (sofern ich nicht im Couch-Coop-Modus gespielt habe) sich aufgehangen hat, weshalb ich den aktuellen Abschnitt neu starten musste – ärgerlich!

Mother Russia Bleeds kann entweder alleine (beziehungsweise mit K.I.-Mitsstreitern) oder mit bis zu drei menschlichen Mitspielern gespielt werden. Gemeinsames Prügeln ist jedoch nur im lokalen Multiplayer möglich, eine Online-Variante wird nicht geboten. Im Anbetracht der Menge an Figuren auf dem Bildschirm und der daraus nötig werdenden Absprache vermutlich keine schlechte Entschiedung der Entwickler.

Um ein offensichtliches Thema anzusprechen werde ich auch nicht herum kommen: der Gewaltgrad. Mother Russia Bleeds ist ein brutales Spiel, keine Frage. Im Sekundentakt werden Köpfe zum Platzen gebracht oder Gegner in Mähdrescher geschmissen. Jedoch kam mir der Grad der Gewalt zu keinem Zeitpunkt gewollt überzogen vor. Wir befinden uns nun mal in einer offenen Revolte und die sind nunmal nichts für zartbesaitete Gesellen. Solltet ihr jedoch Probleme mit realistisch (sofern dies in Pixelart möglich ist) dargestellter Gewalt haben, so solltet ihr euch lieber erst noch einen Trailer ansehen, diesen zeigen gut was zu erwarten ist.

Grafisch kommt der Titel in schönster Pixelart-Optik die mich in ihrer Charaktergestaltung, speziell in der Mimik, stark an Metal Slug erinnert hat. Die Fratzen, die die Figuren stellenweise ziehen, könnten direkt aus den Neo-Geo-Shootern kommen und auch die Animationen erinnern nicht nur ein bisschen an den kultigen Arcade-Automaten. Die Schauplätze sind herrlich abwechslungsreich und die Hintergründe strotzen vor kultigen Details, sogar Verweise auf andere Titel des Publishers Devolver Digital lassen sich finden.

Mother Russia Bleeds

Vote Bunnylord!

Der Sound wartet abseits von klatschenden Schlaggeräuschen mit wummernden Electro-Bässen und Synthesizer-Sounds auf, die durch die Kämpfe peitschen und das Spielgeschehen perfekt begleiten. Speziell in den Bosskämpfen bietet Mother Russia Bleeds einen waren Ohrenschmaus und eine gelunge Symbiose aus Musik und Bild. Der französische Künstler Fixions hat hier ganze Arbeit geleistet, einen Teil des Soundtracks findet ihr auf entsprechender Soundcloud-Seite.

Mother Russia Bleeds schafft genau das zu sein was es will: ein schnörkelloses Beat ‚em-Up, dass an den Glanz alter Tage erinnert und einige neue Elemente mit einfließen lässt. Ein wenig monoton könnte der Titel für Genre-Fremde Spieler zwar wirken und auch der Gewaltgrad, der zwar nie überzogen ist, aber trotzdem mehr als deftig daher kommt, dürfte nicht jedem schmecken. Trotzdem ist Mother Russia Bleeds ganz besonders für Genre-Freunde aber auch für Fans von kurzweiligen Couch-Coop-Titeln definitiv einen Blick wert.