Hey jetzt komm‘ die Hero Turtles, superstarke Hero Turtles, jeder kennt die Hero Turtles!
Oben zitierter Text stammt aus dem markanten, von Frank Zander gesungenen, Intro zur Comic-Serie Teenage Mutant Hero Turtles, die in den 1990er-Jahren nicht mehr aus den Fernsehgeräten dieser Welt wegzudenken war. Die vier mutierten Schildkröten Leonardo, Raphael, Donatello und Michelangelo waren ein Phänomen ihrer Zeit und konnten abertausende Fans für sich gewinnen, die noch heute mit Begeisterung in Nostalgie an die Serie zurück denken. Platinum Games haben mit Mutanten in Manhattan nun die Lizenz genommen und das damit gemacht, was das Studio am besten kann: einen flotten Hack-and-Slay-Titel auf Basis der pizzafressenden Reptilien geschaffen. Ob das Spiel Fans der Cartoon-Serie zufrieden stellen kann oder als weitere verspielte Chance, ein gutes Lizenzspiel zu kreieren in die Analen der Geschichte eingeht habe ich für euch herausgefunden.
Im „Story“-Modus gibt es insgesamt neun Missionen, die bewältigt werden wollen. Leider sind diese nicht wie ein klassischer Story-Modus aneinander gesetzt und erzählen ebenso wenig die klassische Geschichte der vier Schildkröten, wir müssen jeden Auftrag einzeln aus dem Hauptmenü auswählen und starten. Vor und nach jeder Mission erwartet uns eine kurze Cutscene, in der uns die Reporterin und Freundin der Turtles, April O’Neill, auf den aktuellen Stand bringt und erklärt, was uns im nachfolgendenen Abschnitt erwartet. Prinzipiell laufen die Missionen aber stets gleich, wir prügeln uns durch Gegnerhorde um Gegnerhorde, wobei es gelegentlich noch gilt ein Objekt zu transportieren oder eine Bombe zu entschärfen. Am Ende jedes Levels wartet ein Obermotz, die neun Bosse sorgen zumindest bei Fans ebenfalls für einen Anflug von Nostalgie.
Konkret ziehen wir gegen die folgenden Herrschaften in die Schlacht:
- Bebop
- Rocksteady
- Slash
- Karai
- Armaggon
- Wingnut
- General Krang
- Mega Krang
- Shredder

Armaggon scheint was schlechtes gegessen zu haben.
Die Vorgeschichte der vier Brüder wird ebenso wenig erzählt wie erklärt wird, warum die Journalistin ohne Probleme mit vier mutierten Riesenschildkröten umgehen kann. Natürlich ist die Story allen Fans geläufig, für Neueinsteiger hätte das jedoch eine sinnvolle und wünschenswerte Ergänzung dargestellt. Was für jeden, der mit der Serie nicht vertraut ist, ebenfalls ein Problem darstellen könnte, ist der allgemein vorherrschende Humor. Dieser ist nicht nur kindlich und bisweilen sogar richtiggehend albern, auch basiert er oftmals auf Running Gags der Cartoons, wie der legendären Vorliebe für Pizza. Somit bietet Mutanten in Manhattan zwar grandiosen Fan-Service, alle Anderen werden aber vermutlich irritiert abschalten, da der Humor – speziell ohne Einführung in das Universum – doch sehr speziell ist.
Auf Seiten des Gameplays haben Platinum Games auf altbewährte Mechaniken zurück gegriffen. Neben einem leichten und einem schweren Schlag können wir einen Doppelsprung vollführen oder sogar an dafür vorgesehenen Wänden nach oben klettern. Wie genau die Entwickler auf die Idee gekommen sind, die Turtles zu Fassaden-kletternden Ninjas zu machen, bleibt wohl ihr eigenes Geheimnis. An diesen Stellen fühlt sich Mutanten in Manhattan nämlich tatsächlich eher nach einem Spiderman-Spiel an. Ebenfalls im Move-Gepäck befindet sich der allseits beliebte Gleiter. Sofern wir den Sprung-Knopf nach einem Hüpfer gedrückt halten, können wir durch einen aufgespannten Schirm über Abgründe gleiten oder uns von Gewitter-Winden Auftrieb verschaffen um so höher gelegene Ebenen zu erreichen.

Auch simple Escortaufgaben stehen auf dem Plan.
Jeder der vier Turtles kann zudem mit vier Ninjutsu ausgerüstet werden. Diese Spezialattacken benötigen nach dem Einsatz eine gewisse Regenerationszeit, sorgen dafür aber für ordentlichen Schaden am Gegner oder bringen uns erhebliche Vorteile. So können wir unseren Feinden einen Dropkick vor die Stirn schmettern, sie mit einer Sumo-Ringer-Attacke auf die Matte schicken oder einen Lebens-Regenerations-Kreis herbei rufen, die unsere Helden heilt, sofern sie in diesem stehen. Beim Combo-Ninjutsu schließen sich alle gerade verfügbaren Turtles als eine Einheit zusammen und gehen gemeinsam auf den wenig beneidenswerten Gegner los. Sofern wir mit einer Schildkröte alle Ninjutsus aufgebraucht haben können wir einfach in den Panzer der nächsten schlüpfen. Der Wechsel zwischen den Brüdern ist jederzeit möglich und taktisch durchaus sinnvoll, um wieder auf aufgeladene Spezial-Attacken zugreifen zu können.
Leider ist es ansonsten gänzlich unerheblich, welchen der vier wir kontrollieren. Trotzdem ihrer verschiedenen Waffen spielen sich die Turtles alle komplett gleich, es gibt zwar Kombos die wir ausführen können, jedoch bringen diese keinerlei Vorteile, so dass auch stures Button-Gemashe vollkommen ausreicht. Zumindest die aufsammelbaren Items, die in der Spielwelt überall als grüne Blobs zu finden sind, bringen eine gewisse auflockernde Komponente in das Kampfsystem. Hier können wir beispielsweise Blend- oder Sprenggranaten werfen, einen Raketenwerfer einsetzen oder sogar eine Laserkanone. Jedoch machen diese Objekte nicht so viel Schaden, wie man vermuten würde. Alternativ können die Items übrigens auch bei Ratten-Meister Splinter in den vereinzelt zu findenden Shops gekauft werden. Als Währung fungieren Battle-Points, die wir durch geschickte Kampf-Manöver und erlegte Gegner verdienen.

Du einen gut getimten Konter können wir auf dem Rücken der Gegner reiten.
Technisch kommt Mutanten in Manhattan leider maximal mittelmäßig daher. Die (englischen) Synchronsprecher erledigen zwar einen ausgezeichneten Job, jedoch sind dafür sowohl die Kampf-Geräusche als auch die anspruchslose Electro-Rock-Hintergrundmusik nicht sonderlich hörenswert. Grafisch setzen die Entwickler auf eine comichafte Cel-Shading-Optik, die zwar gut zur Vorlage passt, aber leider oftmals sehr lieblos und undetailliert daher kommt. Hier könnte natürlich zum tragen kommen, dass der Titel auch noch für die PS3 und Xbox 360 veröffentlicht wurde, jedoch ist die Grafik selbst für die Last-Gen-Konsolen nicht wirklich schön anzusehen. Auch die Schauplätze sind trotz wechselnder Szenarien oftmals schlicht zu monoton. Ob wir uns durch die Kanalisation kämpfen, über Dächer springen oder durch die Straßen von New York flitzen, alles sieht irgendwie gleich und trist aus.
Was also bietet Mutanten in Manhattan dem geneigten Turtles-Fan? Den aus der Serie bekannten Humor, jedoch mehr als lieblos verpackt und mit monotonem Gameplay garniert. Sofern ihr mit den vier Schildkröten keinerlei Berührungspunkte habt solltet ihr definitiv einen großen Bogen um den Titel machen, Fans können sich den Kauf überlegen. Wobei das Geld vielleicht besser in eine DVD-Box investiert wäre. Ich als Fan muss leider sagen, dass Platinum Games hier eine Menge Potential verspielt haben.