Demonic Warfare – Doom (Multiplayer)

Bereits seit dem 13. Mai steht der Reboot der klassischen, ultrabrutalen Shooter-Serie Doom in den Regalen. Dieser verfügt nicht nur über einen Singeplayer-Modus, der sich bewusst an alte Traditionen hält und so gefundenes Fan-Futter bietet, auch ein komplett aufpolierter und intensiv beworbener Multiplayer-Part ist Teil des Pakets. Ich habe mich in die Online-Schlachten begeben und die Mehrspielermodi auf Herz und Nieren getestet. Dabei sei vorweg genommen: als Fan klassischer Arena-Shooter wurde ich bitter enttäuscht.

Der erste Start machte noch einen viel versprechenden Eindruck, es werden klassische Spielmodi wie Team Deathmatch oder Domination geboten. Insgesamt können wir aus den folgenden sechs Varianten wählen:

  • Team Deathmatch
  • Domination
  • Warpath
  • Soul Harvest
  • Freeze Tag
  • Clan Arena

Ersterer ist ein alter Bekannter, der jedem Ego-Shooter-Spieler bekannt sein dürfte – zwei Teams treten gegeneinander an, es gilt durch Abschüsse gegnerischer Spieler eine gewisse Punktzahl zu erreichen. Das Ziel bei Domination und Warpath ist, bestimmte Punkte zu erobern, indem wir uns in der Nähe der umkämpften Zone aufhalten. Der Unterschied zwischen diesen beiden Varianten besteht darin, dass sich das Zielgebiet bei Warpath über die Map bewegt, es gilt also stets in Bewegung zu bleiben und vorausschauend zu handeln. Bei Souls Harvest handelt es sich um das aus Call of Duty bekannte Kill Confirmed, eine Variante von Team Deathmatch. Erlegte Gegner verlieren ihre „Seele“. Diese müssen wir einsammeln, um einen Punkt für das Team gutgeschrieben zu bekommen. Natürlich können wir auch den Gegner am Punkten hindern, indem wir die Seelen unserer gefallenen Kameraden aufheben.

Auch Freeze Tag und Clan Arena sind Varianten von Team Deathmatch, jedoch mit ein wenig eigenen Regeln. Während wir bei der Standard-Variante nach unserem Ableben jedoch beliebig oft wieder ins Spielgeschehen einsteigen dürfen, hat jeder Spieler im Clan Arena-Modus nur exakt ein Leben pro Runde. Sterben wir, gilt es bis zum Beginn der nächsten Runde zu warten. Das erste Team, das dreimal alle Gegner eliminieren kann, entscheidet das Gesamt-Match für sich. Freeze Tag erweitert dieses Spielprinzip insoweit, dass wir, sobald wir getötet wurden, eigentlich nur eingefroren sind. Unsere Kollegen haben noch die Möglichkeit uns wieder aufzutauen, so dass wir weiter spielen können. Auch hier ist das Ziel, alle gegnerischen Spieler zu erledigen, beziehungsweise einzufrieren.

Doom Multiplayer

Die Maps sind an die Schauplätze des Singleplayer-Modus angelehnt.

Die Spielmodi erfinden also das Rad nicht neu, bieten aber genug Abwechslung, um auch über längere Zeit zu unterhalten. Die neun Maps sind an die Singleplayer-Kampagne angelehnt, ob in der Marsbasis des UAC oder der Hölle selbst, optisch wird ein wenig Abwechslung geboten, die Ästhetik wirkt (sofern Zeit ist um die Umgebungen zu betrachten) auch in den Mehrspielergefechten einwandfrei. Das Design der Karten zeigt deutlich, dass die Entwickler viel Wert darauf gelegt haben, die Gefechte auch in der Vertikalen stattfinden zu lassen. Oftmals bekriegen wir uns über mehrere Stockwerke Entfernung mit anderen Spielern. Wie für diese Art von Spiel gehabt, finden sich zudem Sprung-Plattformen, Teleporter und andere Elemente, die einiges an Tempo ins Spiel bringen und gute Kenntnisse der Karten verlangen, um erfolgreich zu sein. 

Die Soundkulisse ist ähnlich brachial wie im Einzelspieler-Modus, jedoch fehlt die treibende Musik, was durchaus Sinn macht, da es von lebenswichtiger Relevanz ist, auf die Schritte der Feinde zu hören, da wir sonst schneller durchlöchert werden als wir schauen können. Ein wenig ernüchternd kommt der Kommentator daher, der besonders starke Aktionen oder das Aufsammeln von Powerups verkündet. Während in älteren Arena-Shootern knackige Sprüche in einer Stimme, die einem Bruce Willis gerecht werden würde, uns ins Ohr gebrüllt haben, sind die Ansagen in Doom dagegen eher auf dem Niveau der Pausendurchsagen in der Schule. 

Anders als Beispielsweise bei Call of Duty reicht es im angeschossenen Zustand nicht einfach in Deckung zu gehen und kurz zu warten. Wir haben einen Lebens- sowie einen Rüstungsbalken und sobald diese leer sind sterben wir. Also gilt es, sich einzuprägen, wo auf der Map die Lebens- und Rüstungscontainer zu finden sind. Auch die Munitionskisten sind von essentieller Bedeutung, um nicht mitten im Gefecht mit einer leeren Waffe da zu stehen. Weiter können wir Power-Ups wie Unsichtbarkeit oder erhöhten Schaden finden. Ebenfalls zu finden ist die Gauß-Kanone. Diese kommt allerdings nur mit einer geringen Anzahl an Schüssen, von denen aber jeder garantiert tödlich ist. Über die Dämonenrune, die nur äußerst selten erscheint, können wir uns zudem in eines von vier Monstern verwandeln, sollten wir sie rechtzeitig einsammeln. Auch wenn hier die Gefahr hoch lag, die Dämonen könnten zu stark werden, wurde eine gute Balance gefunden. Gewählt werden kann aus den folgenden vier Dämonen:

  • Revenant
  • Baron of Hell
  • Mancubus
  • Prowler
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Im klassischen Team-Deathmatch gilt es, möglichst viele Gegner zu eliminieren.

Wie in aktuellen Shootern üblich, erhalten wir in Doom durch jede erfolgreiche Handlung Erfahrungspunkte, durch die wir im Rang aufsteigen und somit neue Waffen und Fähigkeiten sowie kosmetische Objekte freischalten können. Hier geht meiner Meinung nach der krasse Stilbruch mit den Traditionen alter Arena-Shooter los. Dazu kommt die Tatsache, dass die Waffen sich nicht mehr auf den Maps selbst finden (außer oben erwähnter Gauß-Kanone), sondern wir erstellen vor den Matches ein Loadout, in dem wir uns eine Primär- und Sekundärwaffe sowie einen Ausrüstungsgegenstand (Granate, Teleporter) zurechtlegen. Insgesamt können wir aus elf Waffen, die größtenteils aus dem Singleplayer bekannt sein dürften, sowie sieben Ausrüstungsgegenständen wählen.

Die so genannten Hack-Module schalten wir nach und nach frei und können uns nach jedem Tod entscheiden, welches von diesen wir aktiv schalten wollen. Mögliche Effekte sind die Position des letzten Spielers angezeigt zu bekommen, der uns getötet hat, erhöhter XP-Gewinn oder die Fähigkeit, zu sehen wo und wann die nächste Dämonenrune erscheint. Durch die kosmetischen Gegenstände können wir beispielsweise unsere Rüstung in ihrer Form und Farbe anpassen, mit Mustern verzieren und den Grad der Kratzer und Verschmutzung festlegen. Selbiges ist auch mit einer jeden Waffe möglich. Das ist wie bei Genre-Kollegen zwar nett, aber keinesfalls notwendig um siegreich aus einer Schlacht hervor zu gehen.

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Im Anpassungsmenü kann sich nach Herzenslaune ausgetobt werden.

Doom ist ein Multiplayer-Shooter, der sich vor der aktuellen Konkurrenz nicht verstecken braucht. Viele beliebte und zeitgemäße Elemente finden sich in dem Reboot wieder und Freunde von Titeln wie Call of Duty oder Titanfall werden ihre Freude an dem etwas erwachseneren und etwas sehr brutaleren „Bruder“ finden.

Enttäuschend ist Doom für mich deshalb, weil ich mich auf einen richtig oldschooligen Arena-Shooter im Stil von Unreal Tournament 2004 oder Quake Live gefreut hatte. Keine Loadouts, keine Anpassungen, nur Mapkenntnis und Skill. Vielleicht habe ich ja Glück, und die Community kann mit dem mitgelieferten Snapmap-Editor selbst das schaffen, wonach nicht nur ich getrachtet habe. Hier muss sich jedoch zeigen, ob das Gameplay selbst in einer solch drastischen Weise verändert werden kann. In seiner jetzigen Form geht Doom für mich leider etwas im Brei aktueller Multiplayer-Shooter unter, dürfte aber für viele Spieler eine willkommene Abwechslung darstellen. 

Disclaimer: Alle Screenshots wurden auf dem PC in Ultra-Settings angefertigt.