Wir haben direkt vom ersten Spielstart an Zugriff auf alle Charaktere, zu beachten ist jedoch, dass der Cultist nur im 2-Spieler-Coop zur Verfügung steht. Nachdem wir uns entschieden haben, mit welchem Recken wir den Gungeon unsicher machen, können wir uns auch schon direkt ins Getümmel stürzen. Über eine Treppe gelangen wir in die erste Kammer, die es zu säubern gilt. Das Spielgeschehen verfolgen wir aus der Draufsicht, die Mini-Map in der rechten oberen Bildschirmecke offenbart uns welche Räume wir schon durchstreift haben und welche es noch zu erforschen gilt. Die Aktionsmöglichkeiten sind relativ eingeschränkt, wir können uns in 360 Grad bewegen, unsere Waffe abfeuern und nachladen. Das wichtigste Manöver stellt in Enter the Gungeon jedoch die Dodgeroll – ja, so heißt auch das Entwicklerstudio – dar. Mit dieser Hechtrolle können wir nicht nur schnell aus brenzligen Situationen entkommen, richtig getimed springen wir so auch über gegnerische Projektile. Jedoch ist auch die simple Möglichkeit, einen Tisch umzuwerfen um hinter diesem in Deckung zu gehen, eine gute Methode, um einige Millisekunden zu verschnaufen. Jedoch kann die Deckung auch in Stücke geschossen werden, zu lange sollten wir also keine Pause einlegen.
Wo wir gerade bei feinlichen Geschossen sind: von denen gibt es eine Menge. Während uns zu Beginn noch kleinere Gegner erwarten, die maximal über eine Schrotflinte verfügen, kann es auf späteren Ebenen des Gungeons unter Umständen schon schwer werden, bloß den Raum zu sehen. So gibt es Feinde, wie die Gunjurer oder Lead Maiden, die mit einem einzigen Angriff den gesamten Bereich mit bunten Partikeln füllen. Sollte uns kein Ausweg aus der Bullet Hell möglich sein, so besteht die Hoffnung darauf, noch einen Blank zum Einsatz bereit zu haben. Diese
blauen Patronen haben die praktische Eigenschaft, sämtliche Projektile in einem Raum zu entfernen und verhindern ein paar Sekunden danach, dass die Feinde direkt weiter feuern. Ein weiterer praktischer Nebeneffekt der blauen Bohnen ist, dass sie ein wenig Schaden am Gegner verursachen und diese ein Stück weit von uns wegstoßen. Jedoch wollen die Blanks mit Bedacht eingesetzt werden, da sie nur sehr selten von erlegten Feinden gedropped werden.
Ohnehin sollte sich gut überlegt werden, die Geschoss-Killer nicht lieber für die Bosskämpfe aufzusparen. Am Ende einer jeden Kammer erwartet uns ein Obermufti, der nicht nur eine Menge aushält, sondern in Windeseile auch den gesamten Raum durch seine Angriffe füllt. Die Bosse Punkten neben ihrer schieren Kraft durch coole Charakterdesigns, hier stellen sich uns beispielsweise Tauben mit Gattling-Guns, eine feuerwütige Schlange, ein Panzer oder sogar ein ganz besonderer Priester in den Weg. In den Gefechten gilt es die Ruhe zu bewahren, jede Hechtrolle exakt zu timen und sich die Zeit für gut platzierte Schüsse zu nehmen. Eine automatische Waffe schadet ebenfalls nichts, jedoch ist neben einem potenten Schießprügel auch eine Menge Übung und Geschick erforderlich.
Wo wir gerade bei Werkzeugen sind, unseren Gegner das virtuelle Leben zu rauben: der Gungeon-Crawler verfügt über ein beeindruckendes Arsenal, wie viele Waffen es genau zu finden gibt ist nur schwer auszumachen. Glaubt man dem offiziellen Wiki, so gibt es knapp 200 Projektilwerfer. Da bei dieser die Anzahl an langweiligen Geräten, wie Pistolen, Revolvern oder Armbrüsten jedoch schnell an ihre Grenzen stößt, haben wir neben real existierenden Knarren auch eine Menge solcher, bei der die Entwickler ihre Fantasie etwas haben treiben lassen. So feuern wir (nur um ein paar Beispiele zu nennen) unseren Feinde beispielsweise auch Erbsen, Sägeblätter, Bananen, Bienen oder sogar schwarze Löcher um die Ohren. Durch diese Vielfalt kommt so schnell keine Langeweile auf, auch wenn manche Waffen nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen könnten. Abgefeuert werden die Projektile je nach Typ entweder per Einzelschuss, halb- oder vollautomatisch oder in Salven.
Um eine solche Vielzahl an Schießprügeln in einer halbwegs akzeptablen Rotation unter die Spieler zu bringen und um feste Abläufe zu verhindern, wurde Enter the Gungeon als Roguelike entwickelt. Zu Beginn eines jeden Versuchs, das Verlies zu durchqueren, werden die Kammern zufällig generiert. Das betrifft das Layout, die enthaltenen Gegner und Bosse, sowie die Waffen, die wir aus den Kisten erhalten. Um diese zu öffnen benötigen wird Schlüssel, die entweder in seltenen Fällen beim Säubern eines Raumes auftauchen, oder im Shop erworben werden müssen. Dieser befindet sich auf jeder Ebene und hat neben Schlüsseln auch Waffen, Munition, Lebensenergie oder Blanks im Angebot – natürlich auch zufällig generiert. Hier ein kleiner Tipp am Rande: solltet ihr eine Waffe im Shop erworben haben, so testet dieser lieber erst, sobald ihr die Lokalität verlassen habt.
Die wählbaren Charaktere in Enter the Gungeon starten jeweils mit verschiedenen Waffen und aktiven/passiven Items. Um alle Geheimnisse Aufzudecken gilt es zwar, das Spiel mit jedem Helden zu bezwingen, um in die Mechaniken zu finden und erste Erfolge zu verbuchen ist es zunächst jedoch von Vorteil, einen persönlichen Liebling zu finden:
[su_spoiler title=“Die Gungeoneers“ style=“fancy“][su_table]
Gungeoneer | Items | Item-Fähigkeiten |
---|---|---|
The Marine | Marine Sidearm | Standard-Pistole |
Supply Drop | Ein Munitionsabwurf | |
Military Training | Schnelleres Nachladen, höhere Genauigkeit | |
Rüstung | Muss sonst erst aufgesammelt werden | |
The Hunter | Rusty Sidearm | Standard-Revolver |
Crossbow | Standard-Armbrust | |
Dog | Gefährte, der gelegentlich Items ausgräbt | |
The Convict | Budget Revolver | Standard-Revolver |
Sawed-Off | Standard-abgesägte-Schrotflinte | |
Molotov | Molotov-Cocktail, steckt Gegner in Brand | |
Enraging Photo | Bei Treffer kurzzeitig erhöhter Schaden | |
The Pilot | Rogue Special | Standard-Pistole |
Trusty Lockpicks | Dietriche ohne Garantie, die einmal pro Kiste eingesetzt werden können | |
Disarming Personality | Items im Shop sind billiger | |
Hidden Compartment | Extra-Slot für aktive Items, 10% mehr Munition für alle Waffen | |
The Cultist (nur Coop) | Dart Gun | Pistole, die Darts verschießt |
Friendship Cookie | Keks, das Mitspieler wiederbelebt | |
Number 2 | Stats werden erhöht, wenn der Partner tot ist |
[/su_table][/su_spoiler]
Im Laufe unserer Reise durch den Gungeon treffen wir zudem auf verschiedene, eingekerkerte Gestalten. Diese sind uns jedoch nicht feindlich gestimmt, sondern warten auf ihre Befreiung. Irgendwo in derselben Kammer findet sich ein Zellenschlüssel, den es zu finden gilt. Sobald wir das Gefängnis geöffnet haben, zeigen sich die Figuren dankbar und kehren in den „Breach„, den Hub des Spiels zurück. Dort übernehmen sie verschiedene Funktionen. So eröffnen Ox & Cadence einen Shop, in dem wir neue Items und Waffen durch das Investieren der so genannten Hegemony Credits freischalten können. Diese werden in der Regel von erlegten Bossen gedroppt. Frifle & Grey Mauser hingegen erteilen uns Jagdaufträge und belohnen uns bei Abschluss mit der seltenen Währung und neuen Freischaltungen.
Enter the Gungeon macht riesig Spaß und entwickelt schnell und intensiv das typische „Eine Runde noch“-Gefühl. Nicht zu knapp verantwortlich für dieses Verlangen ist die Tatsache, dass sich kein Run wie der vorherige spielt. Beim Öffnen jeder Kiste ist eine leichte Anspannung zu spüren, da nur gehofft werden kann was sie beinhaltet. Jedoch sollten Spieler mit geringer oder nicht existenter Frustresistenz einen großen Bogen um den Titel machen. Die kugelreichen Gefechte sind alles andere als leicht – um nicht zu sagen bockschwer – und in die Mechanik muss sich erst einmal herein gefunden werden. Wer jedoch den Mut und die Geduld aufbringt, der wird mit Enter the Gungeon mit einem großartigen Roguelike-Bullethell-Shooter belohnt, der Fans von Nuclear Throne oder sogar The Binding of Isaac das Herz höher schlagen lässt.