Im Jahr 1996 veröffentlichte das japanische Unternehmen Game Freak Inc. mit Pokémon Grün und Rot die ersten beiden Teile einer Reihe, die zu einem internationalen Phänomen anschwellen sollte und bis heute an Popularität und Bekanntheit schier nicht zu übertreffen ist. Neben der klassischen rundenbasierten Rollenspiel-Reihe gibt es schier unzählige Spin-Offs, wie die Foto-Simulation Pokémon Snap oder die Mystery Dungeon-Reihe, in der wir statt den Trainern die Rolle der kleinen Monster selbst übernehmen. Doch auch außerhalb der Videospiel-Welt gibt es genug Gelegenheiten, bei denen die Lizenz verwendet wurde. So gibt es beispielsweise Kartenspiele, eine Anime-Serie und sogar einen Freizeitpark. Für Pokémon Tekken gingen Nintendo nun einen für die Serie komplett untypischen Weg. Sie taten sich kurzerhand mit Bandai Namco, den Entwicklern der Tekken-Serie zusammen und entwickelten eine Symbiose aus beiden Serien. Ob diese Kombination nicht nur sinnvoll klingt, sondern auch anständig vom Arcade-Automaten auf die WiiU umgesetzt wurde und dabei beiden traditionsreichen Franchises angemessenen Respekt zollt, habe ich in zahlreichen Monster-gegen-Monster-Kämpfen für euch herausgefunden. Beim ersten Spielstart werden wir von der freundlichen Nia begrüßt, die fortan als unser Coach fungiert und uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Zunächst erstellen wir unseren Avatar und wählen aus einem der 14 zur Verfügung stehenden Pokémon unseren Partner. Diesen kontrollieren wir per Kampfvisier, einer Art Google Glass das es uns erlaubt, die vollständige Kontrolle über unsere Pokémon zu übernehmen. Nach diesen Schritten landen wir in der Karte der Ferrum-Region, quasi dem Hauptmenü von Pokémon Tekken. Hier können wir aus den folgenden Spielmodi wählen:
- Training
- Einspieler-Kampf
- Ferrum-Liga
- Lokaler Kampf
- Deine Stadt
- Online-Kampf
Im Trainings-Dojo können wir nach Belieben mit einem Pokémon unser Wahl trainieren, um so sämtliche Attacken und Combos aufzusaugen. Ebenfalls wird ein Tutorial-Modus angeboten, in dem Nia uns die grundlegenden Spielmechaniken erklärt. Die verschiedenen Einführungs-Kurse sind nicht nur für Genre-Einsteiger zu empfehlen, auch Fighting-Veteranen sollten einmal hinein sehen, da Pokémon Tekken natürlich auch über die eine oder andere Spezialmechanik verfügt. Die Kämpfe in Pokémon Tekken laufen klassisch Einer gegen Einen ab, dabei gibt es maximal drei Durchläufe, der erste Kontrahent mit zwei gewonnenen Runde trägt den Sieg nach Hause. Neben den üblichen hohen, tiefen und regulären Schlägen und Tritten gibt es Würfe, schwere Angriffe sowie Attacken aus der Ferne. Durch erfolgreich gelandete Treffer füllt sich langsam aber stetig unser Resonanz-Meter, sobald dieses voll aufgeladen ist können wir in den Limit-Modus umschalten. In diesem Verursachen wir nicht nur bedeutend mehr Schaden, wir können zudem einen verheerenden Spezial-Angriff ausführen, der erheblichen Schaden verursacht. Jedoch gilt es hier zu beachten, dass wir diesen nur einmal einleiten können – sollte er daneben gehen oder vom Gegner geblockt werden, so müssen wir bis zur nächsten Aufladung warten, bis wir einen neuen Versuch starten dürfen. Neben sämtlichen offensiven Mechaniken gehört Blocken, ebenso wie ein Konterangriff natürlich auch zu unserem Repertoire.
Neben der Resonanz-Leiste füllt sich auch konsequent unsere Helfer-Anzeige. Zu Beginn eines jeden Kampfes dürfen wir uns ein Unterstützer-Paar aussuchen, das uns zur Seite steht. Vor einer jeden Runde wählen wir, welchen der beiden Helfer wir dabei haben wollen. Sobald dessen Energie vollständig geladen ist, können wir ihn per Knopfdruck in den Kampf einsteigen lassen. Was genau unser Kumpane bewirkt ist von der jeweiligen Helfer-Klasse abhängig. Im Folgenden eine kurze Auflistung der drei Helfertypen, sowie ihrer Fähigkeiten:
- Angreifer: Fügen Gegner Schaden zu und stoßen ihn eventuell zurück.
- Saboteur: Fügen weniger Schaden zu, belegen den Gegner aber mit negativen Statuseffekten.
- Verstärker: Machen unser Pokémon stärker oder heilen es.
Ein weiteres wichtiges Element stellen die zwei Grundphasen eines Kampfes dar. In der Feldphase können wir uns komplett frei durch die Arena bewegen, ähnlich wie bei den Kämpfen in der Naruto Ultimate Ninja Storm-Reihe. Lediglich die Wände der Kampfstätte schränken uns ein. In der Duellphase hingegen, in der wir in der klassischen Seitenansicht gegeneinander antreten, verursachen wir um einiges mehr Schaden. Zwischen den beiden Phasen wird durch bestimmte Angriffe gewechselt, so verlassen wir die Freiheit der Feldphase beispielsweise durch starke und wuchtige Angriffe, während ein Wurf in jedem Fall die Duellphase beendet. Der Übergang zwischen beiden Versionen läuft angenehm flüssig und ist nach einer kurzen Eingewöhnung in Fleisch und Blut über gegangen.

Die Wahl der Kämpfer in Pokémon Tekken scheint nicht immer sinnvoll. Was macht zum beispiel Skelabra im Spiel?
Nachdem wir uns im Trainingsmodus eingespielt haben, können wir entweder in den Einspieler-Kämpfen gegen Computer-Gegner oder in den Lokalen Kämpfen gegen unsere neben uns sitzenden Freunde antreten. Den Herz des Solo-Modus stellt jedoch die Ferrum-Liga dar. Hierbei handelt es sich im weitestgehenden Sinne um den Story-Modus. Unser Ziel hierbei ist es, uns von Rang D auf Rang A hochzukämpfen, wobei jeder Rang eine eigene Liga mit sich bringt, die durch verschiedene Farben voneinander getrennt sind. Um nach oben zu klettern, müssen wir zunächst einige Liga-Matches absolvieren. Hierbei handelt es sich stets um fünf Kämpfe, von denen wir möglichst viele für uns entscheiden müssen. Sobald wir genug Siege gesammelt haben öffnet sich uns das Liga-Turnier, in dem wir sowohl die Vorrunde, als auch das Halbfinale sowie das Finale für uns entscheiden müssen, um den Leiter der jeweiligen Rangstufe herausfordern zu dürfen. Sobald wir diesen, beziehungsweise sein Pokémon auf die Bretter geschickt haben dürfen wir in der höheren Stufe unser Können unter Beweis stellen. Nebenher läuft eine Story über ein mysteriöses und dunkles Pokémon, das in der Begleitung eines in Kapuze gekleidetem Mädchen für allerhand Unruhe sorgt. Die Geschichte ist einer (Fighting Game-üblich) relativ unspannend und wird hauptsächlich in wenig spektakulären Texttafeln erzählt. Zusammengefasst bietet die Ferrum-Liga einige spannende Kämpfe und bereitet durch die stetig ansteigende Schwierigkeit zudem gut auf die Online-Matches vor. Als nützlichen Nebeneffekt schalten wir zudem neue Helferteams frei, ebenso bietet sich die Möglichkeit zwei neue Kämpfer zu erhalten. Weiter verdienen wir mit jedem gewonnenen Kampf Pokédollar und leveln unser Pokémon auf, wodurch wir die Werte Angriff, Resonanz, Verteidigung oder Strategie verbessern können. Diese bewirken, dass unser Kämpfer stärker zuschlägt, der Resonanz-Meter langer gefüllt bleibt, wir mehr Treffer einstecken können oder unsere Helfer schneller einsatzbereit sind.
Mit der gewonnenen Währung können wir kosmetische Gegenstände für unseren Avatar freischalten. So gibt es verschiedenste Frisuren, Klamotten oder sogar effektvolle Hintergründe wie Flammen oder Herzen. Wem Wert an solchen Features liegt dürfte sich darüber freuen, alle anderen können diese auch getrost ignorieren. Ebenfalls komplett unerheblich für das Spiel an sich sind die verschiedenen, schier unzähligen Titel, die wir für bestimmte Handlungen (20 Kämpfe in Folge gewinnen, ein bestimmtes Level mit einem Pokémon erreichen) freischalten und uns damit schmücken können. Diese erinnern an die Callsigns aus Call of Duty und zeigen lediglich, was wir alles bereits erreicht haben. Der Online-Modus läuft aktuell noch butterweich, innerhalb weniger Sekunden ist ein Gegner gefunden. Wie im Genre üblich, sollten sich aber wirklich nur selbstsichere oder frustresistente Spieler in die weltweiten Kämpfe stürzen. Pokémon Tekken ist ein reinrassiger Prügler, bei dem sich auch online zum größten Teil Profis tummeln. Wie genau sich dieser Umstand nach Release verhält ist noch nicht geklärt, es dürfen aber ähnliche Verhältnisse wie im Online-Part von Street Fighter V erwartet werden. Ob Ranked oder Unranked, in beiden Modi habe ich als Genre-Nichtskönner gehörig die Nase vermöbelt bekommen. Für ambitionierte Spieler wird sich hier jedoch das Herzstück von Pokémon Tekken auftun.
Solo-Spieler sollten sich also gut überlegen, ob ihnen Pokémon Tekken das Geld wert ist. Die Ferrum-Liga bietet zwar einigen Content und wird auch angenehm fordernd, wie aber bei jedem Fighting Game liegt der Fokus ganz klar auf kompetitivem Gameplay. Es handelt sich definitiv mehr um ein Tekken als um ein Pokémon, auch wenn das Setting so niedlich und kindgerecht daher kommt, wie bei jedem anderen Teil der beliebten Serie rund um die kleinen Tierchen. Dieser Umstand zeigt sich auch bei den brachialen Treffer und Kampf-Animationen, die sehr gut umgesetzt werden. Wenn der Wrestler-Pikachu auf seinen kleinen Füßchen durch die Arena tanzt macht sich definitiv die Beinarbeit eines Profis bemerkbar und ein rechter Schwinger von Machomei steht optisch dem eines Klitschko-Bruders in nichts nach. Sofern ihr ein Faible für beide Serien habt, ist Pokémon Tekken aber eine ganz klare Empfehlung. Aber auch begeisterte Fighting Game-Spieler werden ihre Freude an dem Titel haben. Die Kämpfe fordern ein hohes Maß an Können und Erfahrung und machen einen angenehm ausbalancierten Eindruck. Zu bemängeln sein dürfte die relativ dürfte Anzahl an Kämpfern, die dazu aus der Sicht eines Pokémon-Fans eine seltsame Auswahl darstellt. Warum der Kronleuchter Skelabra seinen Weg in den Kader finden durfte, ist mir ein Rätsel. Andererseits stellt die Generation Schwarz/Weiß auch nicht wirklich viele gute Charaktere.