Ich war (und bin vermutlich noch immer) der Meinung dass die Fähigkeit Beat-Em-Ups zu „beherrschen“ die Kernkompetenz eines jeden ist, der sich auch nur semi-beruflich mit Videospielen beschäftigt. Irgendwie muss man das können, wenn man dazu gehören will. So wie Skateboard fahren, oder Schach oder so.
Ich gehöre nicht dazu. Also nicht zu den Skatern und den Schachspielern sondern vor allem nicht zu den Beat-Em-Up-Meistern. Ich kann mir keine Kombos merken und mein motorisches Gedächtnis funtktioniert auch nicht so gut. Button-Masher will man ja aber auch nicht, somit bleibt mir nichts anderes übrig, als zu den ewigen Einsteigern zu gehören, die aber dennoch Spaß an Spielen wie Street Fighter V haben.
Sieben Jahre nach dem Release des vierten Teils steht Episode 5 nun auf der Matte. Und wirft einiges an Gegnern auf eben diese. Nachdem ich auf dem Launch Event in Hamburg die Möglichkeit hatte ein paar echten Profis bei der Arbeit am Arcade-Stick zuzusehen, packte mich der Ehrgeiz. So schwer kann das doch nicht sein. Man darf halt nur nicht hüpfen. Die echten Profis hüpfen nie!
Mein Training beginnt mit dem Einlegen der Disk. Das hat schon einmal geklappt und fühlt sich gut an. Das Spiel startet und ich muss schon das erste Mal in die Ecke zu meinem Trainer um etwas zu trinken. Street Fighter 5 sieht gut aus – und angsteinflößend. Als erstes soll ich meine Fighter-ID festlegen. Das ist ab sofort mein Street-Fighter-Account, der unabhängig von meiner PSN-ID, der Online-Funktion zu Grunde liegt. Denn Street Fighter V besitzt einen Cross-Plattform-Multiplayer zwischen der PS4 und dem PC, der entgegen meiner persönlichen Erwartungen verdammt gut funktioniert. Ich wähle also meinen Kämpfernamen aus und starte ins Gefecht.
Als ewiger Einsteiger sucht man bei Street Fighter V vergeblich nach dem Arcade-Modus. Dieser ist in der neuen Version nicht enthalten. Stattdessen wird ein Story-Modus serviert, der für jeden Kämpfer lediglich magere und halbherzige Geschichten auf Lager hat. Schade.
Von eben jenen Kämpfern gibt es in Street Fighter V ebenfalls nicht so wirklich viele. 16 Prügelknaben- und -mädel stehen zum Release zur Verfügung. Zwar sollen mit der Zeit noch neue und andere Charaktere nachgeliefert werden, jedoch werden diese nur gegen Echtgeld oder ausreichend Ingame-Währung mit dem Namen Fight Money verfügbar sein. Addiert man hierzu noch die maue Anzahl an Stages (11), die zusätzlich auch noch relativ lieblos gestaltet sind, kommt man zum zweiten Schade.
Rechnet man die Stages einmal raus, ist das Grafik-Update im fünften Teil sehr gelungen! Die, schon immer sehr comic-nahen, Charaktermodelle sehen aus wie echte Actionfiguren ihrer Bildvorlage, nur eben mit super-dynamischer Bewegung. Die Animationen und Effekte sehen großartig aus, die Framerate läuft butterweich und das Lighting stimmt an jeder Ecke und sorgt für ein beeindruckendes Äußeres.
Im spielerischen Bereich zeigt Capcom auch wieder einmal, warum sie seit Jahrzehnten aus dem Genre nicht wegzudenken sind. Street Fighter V spielt sich fantastisch und ist einfach on-point. Eine Neuerung kommt in Form der V-Leiste daher. Diese lädt sich während des Kampfes immer weiter auf und erlaubt taktische Veränderungen am Spielverlauf, wie beispielsweise die Erhöhung der kritischen Trefferchance oder der Block-Intensität. Das bringt neue Intensität ins Spiel! Critical Arts ersetzen die Ultras des Vorgängers, sind im Grunde aber das Gleiche.
Am Ende sitze ich verschwitzt und blauäugig auf meinem Sofa. Ich habe ein paar nette Stunden mit Street Fighter V verbracht und bin mir sicher dass ich ein paar mal wieder vorbeischauen werde. Das Veilchen am linken Auge kommt vom fehlenden Arcade-Modus und dem grundsätzlich sehr mauen Umfang, der mir echt eine verpasst hat. Das blaue rechte Auge kommt von den Serverproblemen zum Release, die – wie so viel – vermutlich mit einer etwas verfrühten Veröffentlichung des Spiels zu tun gehabt haben. Das breite Lächeln dagegen kommt vom Spielspaß und der Action. Denn das kann Street Fighter V dann doch verdammt gut. Spaß machen. Und ich bin froh dass es wieder einen Prügler auf meiner Konsole gibt, der hier bestimmt noch das ein oder andere Mal die Abende mit Freunden dominieren wird.
Hier unser Ref-Link für Street Fighter 5. Ihr bezahlt das Gleiche und wir bekommen etwas ab!