Seit dem 08. Januar 2016 ist das Spiel, das nun den Namen Punch Club trägt nun bei Steam erhältlich und musste vor Release eine Hürde nehmen, die andere Spiele wohl eher nicht zur Voraussetzung für ein verfrühtes Release gewählt hätten.
Die Regelung die sich das russische Entwickler-Duo, das unter dem Namen Lazy Bear Games unterwegs ist, überlegt hat ist folgende: Punch Club erscheint erst dann, wenn es Twitch gelungen ist, es durchzuspielen. Ja, genau – das was mit Pokémon, Dark Souls und etlichen anderen Spielen eher holprig funktioniert hat war für Publisher tinyBuild ein geeigneter Marketing-Schachzug. Die Sicherheitsklausel, dass egal ob Twitch es schaffe oder nicht, man das Spiel spätestens am 25. Januar veröffentlichen würde formulierte man vergebens – denn nur 36 Stunden nach Start der Aktion war es geschehen – insgesamt über 70.000 User hatten Punch Club durchgespielt und so den Release veranlasst!
Story
Die Geschichte von Punch Club ist ein Mash-Up aus allem was man sich von einem 80er-Jahre-Actionfilm wünschen könnte. Man spielt (in meinem Falle) Randolph, der als kleiner Junge in einer regnerischen Nacht Zeuge eines abscheulichen Überfalls wird. Während man seinen sterbenden Vater in den Armen hält schwört man Rache! Jahre später ist Randolph in der Blüte seines Lebens. Heruntergekommene Junggesellenbude, Job auf dem Bau und keine Freunde! Als er Mickey kennenlernt ändert sich sein Leben drastisch. Und plötzlich ist eine Karriere als Profiboxer der Mittelpunkt seines Lebens! Auf seinem Weg an die Spitze der Weltrangliste lernt er allerlei Freunde und Weggefährten kennen. Von Marktbesitzer Apu, über Bar-Bekanntschaft Tyler, Din Kong und Bob bis hin zu einem russischen Braunbären schlägt sich Punch Club quer durch popkulturelle Querverweise und stereotype Themenwelten.
Randolphs Karriere nimmt eher schleppend Fahrt auf. Der ständige Wechsel zwischen Fitness-Studio, Baustelle und Couch ist nichts für einen schwachen Geist. Die Tage an denen das Training mehr Energie verbraucht muss auch die Maloche dran glauben. Ein Glück gibts Mickey. Der Coach, der eher eine mentale Stütze als ein Trainingspartner ist, versorgt ihn regelmäßig mit Weisheiten – und ab und an auch mal mit einer warmen Mahlzeit, wenn die Kohle nicht für den Supermarkt reicht. Der Weg durch die Rookie-League ist hart. Das Dreischicht-System aus Couch, Muckibude und Baustelle macht auf lange Sicht nicht glücklich. So ist es nur eine Frage der Zeit bis Randolph bei einem Barbesuch mit Kumpel Roy auf Tyler stößt, der ihn zur illegalen Untergrund-Liga einlädt. Es winken satte Preisgelder, aber auch härtere Bandagen.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf und führt unseren jungen, hungrigen Boxer nach Little Italy, Chinatown und schließlich sogar nach Russland, bevor er die Chance bekommt bei Din Kong unter Vertrag genommen und Schwergewichts-Weltmeister zu werden. Gemeinsam mit Freundin Adrian zieht Randolph bei seinem Manager ein um künftig jeden Tag entweder zu trainieren, zu feiern oder Werbespots zu drehen.
Wie die Geschichte nach Erhalt des Gürtels weiter verläuft möchte ich hier offen lassen. Aber natürlich geht es auch noch um die Rache-Geschichte mit Randolphs Vater. Und um das Amulett. Welches Amulett? SPIEL DAS SPIEL, VERDAMMT!
Gameplay
Punch Club ist ein Mash-Up aus Tycoon-, Strategie– und Rollenspiel. Das trifft es wohl am besten. Du kämpfst nicht selbst, sondern legst zwischen den Runden lediglich die Taktik fest. Dafür stehen dir verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung die du über einen mehrgliedrigen Skill-Baum freischalten kannst.
Deine drei Kernattribute Stärke, Beweglichkeit und Ausdauer erhöhst du durch verschiedene Trainingseinheiten und unterschiedliche Geräte. Grundsätzlich ist es sinnvoll sich auf ein Kernattribut zu konzentrieren. Diese Vertiefung kannst du auch später im Talentsystem festigen. Way Of The Tiger und so.
Der Alltag in Punch Club besteht aus Trainieren, Arbeiten, Essen und Schlafen. So wie das echte Leben, nur halt mit Sport. Deine grundlegenden Eigenschaften sind Gesundheit, Spaß, Energie und Hunger. Trainieren macht müde und hungrig. Arbeit mach müde, hungrig und keinen Spaß. Rumhängen macht müde, hungrig, dafür aber ne Menge Spaß und Kämpfen macht zwar Spaß – dafür belastet es aber auch die Gesundheit und macht müde und hungrig.
Du verstehst worauf ich hinaus will – dein Job in Punch Club ist es zu jeder Zeit das beste Management all deiner Ressourcen abzuliefern. Und das kann streckenweise ziemlich auf deine eigene Energie und deinen eigenen Spaß schlagen. Meist ist aber nur ein Paradigmenwechsel nötig um das nächste Ziel zu erreichen. Man rostet eben etwas ein, wenn man die ganze Zeit die gleiche Rotation fährt.
Look & Feel
Punch Club ist wunderschön. Zwar hatten sich bei mir zwischenzeitlich durchaus Ermüdungserscheinungen im Bezug auf Pixel-Art eingeschlichen, jedoch ist Punch Club SO dermaßen on point und jedes einzelne Setpiece ein wundervolles Wimmelbild, als dass ich gar nicht umhinkomme diese Grafik als eines meiner starken Highlights zu feiern. Abgerundet werden die liebevoll gestaltenen Kulissen von einem netten Sounddesign, das jedoch mit der Zeit etwas an Originalität verliert.
Fazit
Alles in allem – Punch Club ist ein gutes Spiel. Und ich hatte eine verdammt gute Zeit damit. Wie ich jetzt erfahren habe soll es sich für die Mobilgeräte (mittlerweile ist es für iOS & Android) viel besser eignen als für den PC, worauf ich es gespielt habe – aber dennoch war es ein großer Spaß. Nicht verteufelt, aber immerhin angemerkt sei das Pacing. Eintönige „Arbeitsphasen“ verlieren sich in scheinbarer Endlosigkeit, während die storygetriebenen Sequenzen viel zu wenig Zeit haben um richtig zu wirken. Aber egal – denn ich hatte einen riesigen Spaß mit diesem interaktiven Suchbild, das mir so oft ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat.
Punch Club von Lazy Bear Games und tinyBuild ist seit dem 08. Januar 2016 für PC, OSX, Linux und iOS und seit Kurzem auf für Android-Geräte erhältlich.