Bunnylord hat einen simplen Plan: das lila Kaninchen in Menschengröße will Premiereminister werden. Wie wir aber alle wissen reicht es nicht aus, einen Anzug anzuziehen und ein paar hohle Phrasen zu dreschen. Die Wähler wollen Taten sprechen sehen. Also schnappt sich der Kandidat seinen Wahlkampfhelfer Steve und acht weitere Mitarbeiter, um dem organisierten Verbrechen den Kampf anzusagen. Allerdings wählt Bunnylord deutlich drastischere Methoden als so manch andere Politiker.
Laut dem Politiker ist die einzige Möglichkeit, um die Verbrecher los zu werden, die gnadenlose Liquidierung. Praktisch, dass der Wahlkampfhelfer Steve über eine sehr bewegte Vergangenheit als Auftragskiller verfügt, wodurch er sich bereits einige, nützliche Fertigkeiten aneignen konnte. Jedoch sind auch seine acht Kollegen nicht zu unterschätzen, jeder spielbare Charakter verfügt über einige Eigenschaften, die je nach Spielstil einen starken Vorteil bringen können. Doch dazu mehr.
Das grundlegende Spielprinzip von Not a Hero ist schnell erklärt, es handelt sich um einen 2D-Shooter, der jedoch um eine Deckungsmechanik erweitert wurde, weshalb die Entwickler das Spiel auch als 2,5D bezeichnen. Per Knopfdruck rutschen wir von Deckung zu Deckung, um den richtigen Moment abzuwarten und die bösen Buben mit Blei voll zu pumpen. Je nach gewählter Spielfigur steht uns dafür eine andere Waffe zur Verfügung. Steve beispielsweise nutzt eine klassische Pistole, während Redneck Cletus doch lieber auf eine Schrotflinte zurückgreift. Wechseln können wir unser Schießeisen im Spiel nicht, allerdings verlieren eliminierte Feinde von Zeit zu Zeit Spezialmunition, die ordentlichen Schaden anrichten kann. Da gibt es beispielsweise Laser-Schüsse, Explosiv-Munition oder den Typ Kaliber, der unsere Kugeln wie einen Flummi quer durch den Raum springen lässt. Zu beachten ist allerdings, dass die aufgesammelten Spezial-Geschosse lediglich bis zum nächste Nachladen verfügbar sind, danach wechselt unsere Munition wieder zu den normalen, langweiligen Kalibern.
Zusätzlich zu den Waffen, die wir in der Hand tragen, können wir noch verschiedene Granaten und Bomben innerhalb des Levels aufsammeln. Dabei gibt es selbstverständlich auch verschiedene Typen, wie Splittergranaten, Katzenbomben oder Näherungsminen. Auch diese stehen uns aber nur in begrenzter Stückzahl zur Verfügung. Kombiniert mit den Fähigkeiten der Charaktere, wie die von Samantha, die schießen und nachladen kann während sie läuft, sowie der Möglichkeit in Deckung zu gehen und den verschiedenen Munitionsarten ergibt sich sogar eine gewisse taktische Komponente.
Neben dem Erschießen und Sprengen von Gegnern gibt es zudem die Möglichkeit, sie per Exekution zu erlegen. Durch einen gekonnten Rutscher fallen die Feinde nämlich um und wir können sie, über ihnen stehend, durch einen Druck auf die Schuss-Taste ausschalten. Hier spritzt das Pixelblut noch mehr als ohnehin schon. Denn wer sich von dem süßen, lockere Sprüche klopfenden Bunnylord einlullen lässt und denkt, Not a Hero sei ein nettes kleines Spielchen, das eventuell sogar kindgerecht sein könnte, liegt meilenweit daneben.
Egal wie wir unsere Feinde zurück zu ihrem Schöpfer jagen, der rote Saft fließt dabei immer in Strömen, durch kritische Kills aus der Nähe natürlich etwas mehr. Doch damit nicht genug, der angehende Premierminister verfügt auch noch über einen sehr derben Humor, den wir bei den Nachbesprechungen in der Eisdiele oder beim Missionsbriefing genießen können. Allerdings werden Bunnylords Zoten nicht für jeden so unterhaltsam sein wie für mich, da sie stark zwischen kindlichem Humor und direkt unter die Gürtellinie schwanken. Das Level an Gewalt von Hotline Miami wird zwar nicht ganz erreicht, ist für einen Pixel-Art-Titel aber dennoch mehr als ausreichend.
Das Leveldesign ist erfreulich abwechslungsreich, die 20 Missionen können grob in vier Blöcke eingeteilt werden, von denen jeder über sein eigenes Setting verfügt. Während der Jagd auf den russischen Gangsterboss Bogdan ist beispielsweise das gesamte Design eher in rötlichen Farben gehalten, um an die Herkunft des Fiesewichts zu erinnern. Die Optik ist für Fans von Pixelart ohnehin ein fest, die Entwickler haben wie bereits bei OlliOlli mit viel Liebe zum Detail gearbeitet, was an jedem Eck sichtbar ist. Seien es die Leuchtanimationen an den Laternen des Triadenlagers oder der elegante Hüftschwung des Charakters Jesus (Big Lebowski lässt grüßen), der Spaß an der Entwicklung ist überall zu sehen. Der Sound ist ebenfalls gut gewählt, flotte 8-bit-Melodien scheuchen uns von Deckung zu Deckung.
Während der Start noch relativ gemächlich vonstatten geht, zieht der Schwierigkeitsgrad in den späteren Levels ordentlich an. Nicht selten sitzen wir an ein und dem selben Level, das eigentlich in ein paar Minuten erledigt werden könnte, stundenlang. Hier wäre eine wählbare Spielstufe doch sinnvoll gewesen. Zumal es pro Abschnitt drei Mini-Aufgaben gibt, wie „Kassiere maximal 3 Treffer“ oder „Feuere höchstens 100 Kugeln ab„. Je nachdem, wie viele Jobs wir pro Mission abschließen fällt unser Ranking aus. Wer alle spielbaren Charaktere steuern will, sollte auch tunlichst alles daran setzen, die Ziele zu erfüllen. Je höher unser Ranking um so mehr Figuren haben wir.
Not a Hero ist ein spaßiges Scharmützel, dass Fans von gut gemachten 2D-Titeln mit auf jeden Fall einen Blick wert sein sollte. Durch die Challenges innerhalb der Missionen entsteht, in Verbindung mit dem Trial-and-Error-Prinzip, ein System, das stark an die letzten Titel von Roll7 erinnern. Obwohl OlliOlli eine komplett andere Art von Spiel darstellt, zeigen sich so Parallelen zwischen den zwei Titeln. Allerdings entsteht bei Not a Hero schnell das Problem, dass der Titel in Frust ausartet anstatt in Spaß. Wer allerdings die Zähne zusammen beißt und sich darauf einlässt erhält ein wunderbar gestaltetes Spiel mit forderndem Gameplay, einer Menge schrägen Humor sowie einem Glücksgefühl beim Beenden eines Levels, das nur noch selten zu finden ist.
Kommentar zur PS4-Version von Tim
Seit dem 02. Februar 2016 läuft Bunnylords Wahlkampf um das nächste zu regierende Territorium – die Playstation 4.
Der Blick auf die Konsolenversion lohnt sich besonders für Spieler die auf dem PC bisher noch nicht in den Genuss kamen. Die Controller-Umsetzung bei der Steuerung passt wie angegossen, die Framerate knattert stabil dahin und wie schon mit Olli Olli schafft Roll7 es, ein perfektes Spiel auf die Konsole zu bringen, das man „mal eben nebenbei“ spielen kann und an dem man dann letztendlich doch länger hängen bleibt als an so manchem AAA-Titel. Während in den USA die Vorwahlen der Präsidentschaftswahl 2016 laufen, greift Bunnylord auf der PS4 schon nach den finalen Stimmen zur Herrschaft. Und wenn wir ehrlich sind können wir aktuell nicht sagen ob wir eher ihm oder Donald Trump unsere Stimmen servieren wollen würden.
Disclaimer: Bunnylord erlaubt keine Fotos während der Arbeit, deshalb stammen die Screenshots teilweise von der offiziellen Steam-Seite.