Es gab eine Kategorie im Genre der Racer, in der Begriffe wie „Style-Punkte“ oder „Tuning“ gänzlich unbekannt waren. In diesem Sub-Genre ging es lediglich um die Beherrschung des eigenen Vehikels, Zeitlupen oder andere verweichlichende Features waren entweder Spotobjekte oder wurden gekonnt ignoriert. Maximal eine Boost-Funktion wurde implementiert, um noch höhere, noch absudere Geschwindigkeiten zu erreichen. Als Vehikel kamen futuristische Gleiter zum Einsatz, die Wipeout-Reihe sowie die F-Zero-Serie waren die Könige ihrer Zunft. Während erstere zumindest in unregelmäßigen Abständen Ableger veröffentlicht, verschwand Nintendos F-Zero irgendwann in der Versenkung.
Mit Fast Racing Neo hat das Münchner Studio Shin’en Multimedia nun einen Download-Titel für die WiiU veröffentlicht, der in die Fußstapfen von Captain Falcon, Mighty Gazelle und den anderen Piloten treten will. Im Fokus steht – wie bei den Vorbildern – die Geschwindigkeit der Gleiter, Waffen gibt es keine, um seine Feinde auszustechen ist pures fahrerisches Können vonnöten. Ob dem Studio dieses Unterfangen gelungen ist, werde ich hier näher erleutern.
In Fast Racing Neo können wir aus 16 Strecken, aufgeteilt auf vier Turniere, wählen. Diese spielen jeweils in einem eigenen Setting und sind allesamt sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Ob wir nun durch eine Wüste düsen, durch die sich ein riesiger Sandwurm fräst, der direkt von Dune stammen könnte, oder durch verschneite Berglandschaften brettern, wenn wir die Zeit haben unsere Augen kurz von der Strecke zu nehmen werden wir stets mit schönen Anblicken belohnt.
An verschiedenen Boliden, hinter deren Steuer wir uns klemmen können, mangelt es Fast Racing Neo nicht. Insgesamt stehen uns 10 verschiedene Vehikel zur Auswahl, von denen zu Beginn jedoch lediglich drei gewählt werden können. Die restlichen sieben Stück können wir durch Siege in den Turnieren freischalten. Neben optischen Differenzen unterscheiden sich die Gefährte zudem in den Punkten Geschwindigkeit, Beschleunigung und Gewicht. Hier bleibt jedem Fahrer selbst überlassen, auf welche Werte er sich fokussieren will.
Der eigentliche Schwerpunkt des Racers sind natürlich weder die Strecken, noch die verschiedenen Gefährte. Das Merkmal, durch das Fast Racing Neo seinen Tribut an F-Zero zollen will sind die unglaublich schnell gehaltenen Rennen. Wenn wir mit über 600 Meilen pro Stunde über die Strecke schießen stellt sich ein Geschwindigkeitsgefühl ein, von dem andere Rennspiele nur träumen können. Auf der Piste verteilt finden sich die so genannten Phase-Streifen, -Tore oder -Rampen, die entweder blau oder orange sind. Hier kommt eine Besonderheit des Titels zu tragen, per Knopfdruck können wir den Modus unseres Gleiters ändern. Sofern wir die Punkte in der richtigen Farbe passieren, werden wir durch einen immensen Turbo-Schub belohnt, sofern wir aber den falschen Modus innehaben werden wir direkt durch eine Verringerung der Geschwindigkeit bestraft.
Als einziges Pickup finden sich auf der Strecke Boost-Punkte, die wir einsammeln können, um unsere Spezial-Leiste zu füllen. Per Knopfdruck schalten wir dann die Extra-Beschleunigung zu, die in der einen oder anderen Situation durchaus entscheidend für das Rennen sein kann. Jedoch ist eine genaue Kontrolle unseres Vehikels vonnöten, der Boost kommt einher mit einem Tunnelblick, der uns alles andere um uns herum vergessen lässt – oftmals leider auch die Strecke, durch gebaute Crashes verlieren wir jedoch wertvolle Sekunden. Es gilt also, trotz aller Geschwindigkeiten immer aufmerksam zu sein. Zumal sich auf einigen Strecken kleine Fallen, wie herunterstürzende Eiszapfen oder nasse Streckenabschnitte, verbergen.
Nicht zu unterschätzen für das Geschwindigkeits-Erlebnis ist die Tatsache, dass Fast Racing Neo durchgehend in 60 Bildern pro Sekunde läuft. Abgesehen von kleinsten Einbrüchen heizen wir also in einer traumhaften Framerate über die Pisten, die bei eben solch einem Titel dringend nötig ist. Zusätzlich zu den 60 fps sieht Fast Racing Neo auch noch fantastisch aus. Wie bereits erwähnt, wissen die Strecken durch schöne kleine Details zu begeistern, es gibt einige schicke Partikeleffekte sowie nette Spiegelungen auf unseren Gleitern. Hier zeigen die Entwickler, dass die WiiU durchaus auch in der Lage ist, ihre Muskeln spielen zu lassen. Bei genauerem Hinsehen fallen zwar diverse Maßnahmen auf, um die Bildrate konstant zu halten, wie fehlende Kantenglättung, diese dürften während des Spielens aber nur besonders empfindliche Gemüter bemerken.
Neben dem Solo-Modus wird zudem ein Splitscreen angeboten, der zwar sauber läuft, bei dem die Framerate sich aber nicht immer auf einem konstanten Level halten kann. Hier können sich insgesamt vier Spieler an einer stationären Konsole messen. Online können wir unser Glück gegen maximal sieben weitere Piloten versuchen. Zu beachten gilt hier der Umstand, dass wir in allen Modi lediglich Zugriff auf die Gefährte haben, die wir bereits während den Turnieren freigeschaltet haben. Gesteuert werden kann per WiiU-Gamepad, Pro-Controller oder sogar die Wii-Fernbedienung. Ebenso ist die Kontrolle unseres Gleiters per Gyro-Sensor für all jene möglich, denen das lieber sein sollte.
Abschließend bleib zu sagen, dass Fast Racing Neo einen würdigen Ableger seiner Zunft darstellt. Das Geschwindigkeitsgefühl sucht auf der aktuellen Konsolengeneration seinesgleichen, die komplett auf Skill ausgelegten Rennen sind mehr als treibend und sorgen mit ihren knappen Verfolgungsjagden oftmals für Herzrasen. Fans von F-Zero sollten unbedingt einen Blick auf den Titel werfen, ebenso wie Fans von ultra-schnellen, bockschweren Racern, bei denen das eigene Können das größte Hindernis ist.