Wenn der Veteran zweimal stirbt – Skyshine’s Bedlam

Bereits auf der Gamescom 2015 hatte ich die Möglichkeit, Hand an den Roguelike-Rundenstrategie-Titel Skyshine’s Bedlam zu legen. Nun wurde dieser offiziell auf den Markt gebracht, wodurch sich die Möglichkeit bot, zu überprüfen, ob das Spielprinzip auch länger als eine Viertelstunde fesseln kann. Im ersten Eindruck wirkten die knackig flotten Kämpfe motivierend und fordernd, das Setting zwar sehr Mad Max-lastig, aber dennoch cool und die verschiedenen Rassen interessant. Ob diese Eindrücke auch über längere Zeit begeistern können, oder ob Skyshine’s Bedlam auf Dauer Gefahr läuft, Sand in’s Getriebe zu kriegen, habe ich nun ausführlich getestet.

In Skyshine’s Bedlam schlüpfen wir in die Rolle des Mechanikers, einer mysteriösen Gestalt, die in einem riesigen Fahrzeug, genannt Dozer, aus der einst prächtigen Stadt Bysantine flüchtet. Begleitet wird er dabei von 1.000 weiteren Bewohnern, die die von Überbevölkerung und Armut geplagte Metropole verlassen. Das Ziel lautet Aztec City, ein sagenumwobener Ort, von dem angenommen wird, es fließe dort Milch und Honig. Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir allerdings ein riesiges Ödland durchqueren, das auf den Namen Bedlam hört. Beherrscht wird die verseuchte Wüste von einem tyrannischen Herrscher, der sich selbst König Viscera schimpft. Leider findet dieser überall im Land Anhänger, die uns an den Kragen wollen.

Es gilt einmal quer durch Bedlam zu gelangen.

Dieser Weg wird kein leichter sein.

Um uns an die Story und das grundlegende Spielprinzip heran zu führen, haben die Entwickler von Skyshine fünf kleine Tutorials im Hauptmenü zur Verfügung gestellt. Diese kommen lediglich als kurze Videos, das (hoffentlich) Gelernte gilt es direkt beim ersten Run selbst anzuwenden. Eines sei vorweg genommen: es wird ein harter Weg, bis erste richtige Erfolgserlebnisse eintreten. Der Schwierigkeitsgrad von Bedlam ist betont hoch gehalten, durch die Zufallsgenerierung der Spielwelt bei jedem Neustart ist es uns auch nicht möglich, uns auf eine bestimmte Situation ausreichend vorzubereiten.

Zu Beginn eines jeden Runs haben wir die Wahl zwischen einem von fünf Dozern, jeder ist dabei an eine bestimmte Rasse gekoppelt. Diese verfügen über ihre eigene Hintergrundgeschichte, zudem haben sie einige spezifische Stärken und Schwächen. Konkret handelt es sich um die folgenden vier Fraktionen:

  • Menschen
  • Rogue A.I.
  • Cyborgs
  • Marauder
  • Mutanten

Anfangs können wir lediglich den Boneshaker wählen, in welchem die Menschen sich durch Bedlam schlagen. Die vier übrigen Gefährte gilt es im weiteren Spielverlauf freizuschalten.

Sobald wir unseren Trip starten, können wir wählen, von welchem der vier Startpunkte aus wir unsere Reise aus Bysantine beginnen wollen. Sobald wir uns für einen Pfad entschieden haben, bieten sich verschiedene Routen, die wir mit unserem Dozer bereisen können. Jeder Weg braucht eine bestimmte Anzahl an Tagen, an die Dauer der Fahrt ist zudem der Verbrauch von Rohstoffen gekoppelt. Unsere Passagiere benötigen Essen und unser Gefährt verbraucht Benzin, während wir durch die Wüste fahren. Als letzter Rohstoff fungieren die Energiezellen, diese können wir nutzen, um den Essensverbrauch zu verringern oder unseren Spritverbrauch zu minimieren. Weiter kann die Anzahl der Tage verringert werden, die unsere Kämpfer zum heilen brauchen, sowie die Anzahl der benötigten Zellen pro Aktion.

Bedlam_Fighter

Vor jedem Kampf können wir wählen, wer in die Schlacht ziehen soll. Allerdings sind unsere Mitstreiter allesamt eher angeschlagen.

Eines der essentiellen Features von Bedlam ist das Kampfsystem. Hier macht sich deutlich bemerkbar, dass der Titel auf der Banner-Saga-Engine basiert. Zwar wird uns nicht vorgeschrieben, welcher Charakter an der Reihe ist und wir müssen unsere Aktionen auch nicht extra bestätigen, das Feeling ist aber trotzdem ähnlich. Das System ist ebenfalls rundenbasiert, pro Zug stehen uns zwei Aktionen zur Verfügung. Dabei gilt es, die Klasse unserer Kämpfer geschickt einzusetzen. Insgesamt stehen vier Charakter-Typen zur Verfügung, von denen uns jeweils vier Kämpfer zu Spielbeginn zur Verfügung stehen:

  • Deadeye: Scharfschützen, hohe Reichweite und großer Schaden, geringer Bewegungsradius
  • Frontliner: Nahkämpfer, nur direkte Attacken, dafür hoher Bewegungsradius
  • Gunslinger: Pistolenschützen, mittlere Reichweite, durchschnittlicher Schaden
  • Trencher: Schrotflintenschützen, geringe Reichweite, hoher Schaden

Vor jedem Scharmützel können wir aus dem Pool unserer verfügbaren Kämpfer ein Team aus maximal sechs Personen zusammen stellen, die für uns in die Schlacht ziehen. Sollten wir uns allerdings entscheiden, auf Risiko zu gehen und mit weniger Verbündeten in die Schlacht zu ziehen, winken die doppelte Menge an Essen, Benzin oder Energiezellen als Belohnung.

Jedes Schlachtfeld ist in kleine Quadrate unterteilt und jede Einheit kann sich nur über eine bestimmte Menge davon bewegen. Zudem bieten sich Deckungen an, hinter denen wir unsere Kämpfer taktisch platzieren können. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, dass Gegner uns bei einem Angriffsversuch verfehlen. Generell empfiehlt es sich, die Auseinandersetzungen eher defensiv anzugehen, da die Lebenspunkte der Charaktere mehr als schnell auf Null sinken. Lediglich um einige der Extra-Ressourcen, die auf dem Schlachtfeld verteilt liegen, aufzusammeln, sollte ein Sturm nach vorne in Erwägung gezogen werden.

Auch unser Dozer kann in das Kampfgeschehen eingreifen, dieser verfügt über verschiedene Booster oder auch Waffen, deren Einsatz wir mit Energiezellen bezahlen. So können wir beispielsweise ein Geschoss auf unsere Kontrahenten los lassen, das ihnen Schaden zufügt und sie ergänzend noch dazu bewegt, sich gegenseitig zu attackieren. Trotzdem ist es ratsam, den letzten Schuss einem unsere eigenen Kämpfer zu überlassen, ab vier Kills steigen diese vom Rang eines Rookies in den eines Veteranen auf. Damit erhalten sie durchgehend verbesserte Werte, verursachen mehr Schaden und können mehr Treffer einstecken.

Bedlam_Abe

Wo Elite-Soldaten hinschießen wächst kein Veteran mehr.

Besonders erstrebenswert ist das Rekrutieren eines Elite-Soldaten. Diese können wir zufällig in der Welt treffen und bekämpfen. Sobald wir sie besiegt haben, schließen sie sich unserer Crew an. Allerdings gilt es, in den Kämpfen unbedingt Vorsicht walten zu lassen, Elites können mehr als ordentlich Schaden verteilen und einstecken. Falls einer unserer Kämpfer stirbt, ist der Tod zudem endgültig. Hier tut sich auch eines der größten Probleme von Skyshine’s Bedlam auf: das Balancing.

Der Permadeath ist per se kein schlechtes Mittel, um uns dazu zu bringen, auf unsere Kämpfer zu achten und nicht vorschnell zu handeln. Allerdings treffen wir oftmals auf übermächtige Gegnerhorden, die zu besiegen schier unmöglich erscheint und zumeist auch ist. So kann es schnell passieren, dass wir tatsächlich Truppen von bis zu 10 Feinden gegenüber stehen, die auf einen Schlag die Hälfte unserer verbleibenden Kämpfer dezimieren. Dadurch, dass es viel zu selten die Möglichkeit gibt, neue Mitstreiter zu engagieren, sehen wir den Game-Over-Screen mehr als genug, wodurch sich schnell ein Frustgefühl einstellen kann und wird.

Technisch wird solide Cartoon-Optik geboten, die das Mittelmaß allerdings nicht verlässt. Die detaillierten Charakter-Zeichnungen können sich dafür durchaus sehen lassen, auch wenn diese, sowie der allgemeine Stil, doch frappierend an Borderlands erinnern. Musikalisch reicht es leider nicht zu mehr als Hintergrundgedudel, dafür kommen die Soundeffekte angenehm knackig daher. Was allerdings tatsächlich vermisst wird, ist eine Sprachausgabe, die Story wird nur in zählen Texten erzählt, selten hören wir jemand sprechen.

Bedlam_Unfair-Fight

Einer solchen Übermacht entgegen zu stehen wird euch mehr als einmal passieren.

Skyshine’s Bedlam bietet einen interessanten Ansatz in einem coolen Setting (das zugegeben sehr stark an Borderlands und Mad Max erinnert). Die Kämpfe spielen sich angenehm flott und fordernd, hier liegt jedoch eine der größten Schwächen des Titels: Oft stehen wir einer zu höhen Anzahl an Feinden gegenüber, die zudem noch um Welten stärker sind als unsere Einheiten. Diese Balancing-Probleme eliminieren eine Menge des Potentials, das Bedlam mit sich bringt. Wie die Entwickler allerdings bereits bekannt gaben, arbeiten sie bereits an einem Patch, der das Spiel ein wenig entspannen soll. Für jeden Fan von XCOM oder FTL (beide Titel führen Skyshine auch als Einflüsse an) ist Bedlam definitiv einen Blick wert!


Skyshine’s Bedlam gibt’s für 19,99€ bei bei Steam.