Laut der Entwickler handelt es sich allerdings nicht um ein reines Action-RPG sondern vielmehr um eine Symbiose aus taktischem Rollenspiel und Hack’n’Slay.
Was es mit dieser Aussage auf sich hat und ob die Formel aufgeht, ohne dass dabei mit genretypischen Stärken gebrochen wird, wollen wir nachfolgend erläutern.
Harte Männer brauchen harte Rituale
Zu Beginn übernehmen wir die Kontrolle über die beiden Magni-Krieger Bram und Alrik, die gerade das Ritual abgeschlossen haben, welches sie als solche bestätigt. Auf dem Weg nach Vinborg zurück merken sie allerdings, dass sich einiges verändert hat. Die mystischen Wesen Aeshir haben ihre Farbe auf rot gewechselt und attackieren jedes lebende Wesen, das sich in ihrer Nähe befindet. Also ist es an uns, jedes noch so kleine Dorf auf unserem Weg nach Vinborg von der Plage zu befreien.
Um unseren gepeinigten Mitmenschen zu helfen, setzen wir unsere neu erworbenen Fähigkeiten ein. Während Bram sich direkt in den Nahkampf stürzt und mit mächtigen Hieben Gegner um Gegner niederstreckt hält sich Alrik dezent mit seinem Bogen im Hintergrund um seinen Mitstreiter zu unterstützen, beispielsweise in dem er einen Heilzauber wirkt oder aber durch seine „Terrorisieren“-Fähigkeit ein paar der Feinde für einige Sekunden vertreibt. So ergänzen sich die beiden perfekt, jedoch kann jeder Charakter quasi jeden Skill erlernen, so dass wir uns nicht auf eine vorgeschriebene Klasse festlegen müssen. Unsere Punkte können wir jederzeit neu verteilen, sollte uns ein Build nicht gefallen. Das bringt eine angenehme Dynamik in das Gameplay von Kyn.
Skillsystem mit Leib und Seele
Ganz allgemein fällt das Skillsystem von Kyn sehr positiv auf. Es bieten sich die drei Skilltrees Body, Mind und Control. Die Namen verraten dabei schon, was uns geboten wird. Sollten wir beispielsweise einen Tank mit hohen Leben sowie einem starken Angriff brauchen, so verteilen wir unsere Punkte auf Body, während sich ein mächtiger Zauberer lieber auf Mind spezialisieren sollte. Die ersten Fähigkeiten eines jede Baumes stehen uns von Beginn an zur Verfügung, ab 15 ausgegebenen Punkten steht uns die zweite Stufe bereit, ab 30 die dritte und so weiter.
So können wir unsere Party optimal an unsere Bedürfnisse anpassen. Von den Beginn an verfügbaren zwei Charakteren kann diese auf bis zu sechs Krieger heranwachsen, die wir komplett frei in ihren Fähigkeiten und sogar ihrer Farbgebung gestalten dürfen. Wer nun befürchtet, mit sechs Helden könnte Kyn schnell in Chaos ausarten, der hat glücklicherweise nur teilweise Recht. Die Entwickler haben sich einige Gedanken gemacht, um den Spieler dabei zu unterstützen, nicht den Überblick zu verlieren.
Ich wähle dich, Heiler!
Wir haben stets die Wahl darüber, welchen Charakter wir spielen wollen. Dabei können wir alle Wikinger auf einmal kontrollieren, oder aber gezielt einem Einzelnen Befehle erteilen. Das funktioniert sehr gut in Kombination mit dem Verlangsamen-Feature, das Kyn mit sich bringt. Per Druck auf die Leertaste verlangsamen wir die Zeit so extrem, dass wir in aller Ruhe Zeit haben, um unsere nächsten Schlachtzüge zu planen. So können wir beruhigt unserem Heiler die Order geben, den Krieger an vorderster Front aufzupäppeln, während unser Magier seinen gefallenen Kameraden wiederbelebt.
So spielt sich Kyn stellenweise schon wie ein rundenbasierter Titel und erweckt den Eindruck, wir könnten leichtes Spiel haben. Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad bewusst knackig gehalten, selbst auf der mittleren Stufe gilt, es keinen Gegner zu unterschätzen. Allerdings wird es nie unfair, den Grund für unser Versagen können wir stets selbst erkennen. Allerdings unterstützt uns das Crafting-System dabei, noch ein wenig auf der Spielwelt zu verweilen. Hier schustern wir uns aus diversen Materialien neue Ausrüstung, die dann auch über nette Effekte wie Feuer oder Eis verfügen kann. Gecraftet werden kann nur im Heimatort.
Sofern wir gerade nicht im Kampf sind, können wir einige Rätsel lösen, durch die uns einiges an Extra-Loot in die Hände fällt, wie stärkere Waffen oder Rüstungen. Genre-Typisch also. Die Knobeleinlagen sind dabei meistens nicht sonderlich schwer, setzen aber ebenfalls stark darauf, unsere verschiedenen Helden einzusetzen. So gilt es für den Einen Knöpfe zu drücken, um seinem Kameraden eine Brücke herauf zu lassen, so dass dieser die wertvolle Beute an sich nehmen kann.
Solider Titel für Genrefans
Für wen ist Kyn nun etwas? Alle Fans von Action-Rollenspielen wie Path of Exile werden sich sofort zu Hause fühlen, auch wenn einige Features wie die Verlangsamung der Zeit zu Beginn etwas ungewohnt sind. Allerdings werten sie das Spielprinzip eher auf und bringen frischen Wind hinein, so dass gerne mal ein Blick riskiert werden darf. Aber auch Taktikfreunde sollten Kyn etwas Beachtung schenken, durch die großen Gruppen von Helden und den anpassungsfähigen Skilltree gibt es genug zu knobeln und zu planen. Für nur knapp 20 Euro erwartet uns viel Spiel, bei dem die Technik allerdings leider einige Schwächen aufweist. Grafisch sieht man Kyn seine Indie-Herkunft deutlich an, während der Soundtrack durch atmosphärische Instrumente, die passend eingesetzt werden, positiv auffällt.
Disclaimer: Selbst in Slow-Motion konnten nicht alle Bilder selbst angefertigt werden, deshalb stammen die Screenshots teilweise von der offiziellen Homepage.
Kyn gibt’s für 19,99€ bei bei Steam und GoG.