Als eingefleischter Assassins Creed-Fan wünsche ich mir bereits seit geraumer Zeit einen Serienteil in Fernost. Ich meine: Hallo? – Ninjas sind die Assassinen schlechthin und trotzdem meuchelten wir uns bisher nur über die Dächer europäischer und amerikanischer Großstädte. Mit Assassins Creed Chronicles: China wurden meine Gebete endlich erhört! Zumindest fast, denn Chronicles ist ein 2,5D-Plattformer und daher genau genommen kein vollwertiges Assassins Creed. Das macht aber nichts, Spaß macht’s nämlich trotzdem!
Wir schreiben das Jahr 1526: Als Shao Jun von ihrer Assassinenausbildung unter Ezio Auditore im fernen Italien zurückkehrt liegt das Kaiserreich China in Trümmern. Die einst so mächtige Ming Dynastie zerbröselt unter der Korrumpierung der sogenannten „Tiger“. Shao weiß, dass hinter den Raubkatzen niemand anderes als die machthungrigen Templer stecken. Als eine der letzten überlebenden Assassinen plant sie einen Rachefeldzug um ihren gefallenen Orden wiederherzustellen.
TIEFENWIRKSAM
Dafür steuern wir die flinke Shao Jun durch bildhübsch gemalte Level. Das Besondere daran: Für einen Plattformer ungewohnt, bedient sich Chronicles an vielen Stellen auch der dritten Dimension. Shao bewegt sich also nicht nur nach links, rechts, oben oder unten sondern auch in die Tiefe, also in den Hinter- oder Vordergrund. Im Idealfall durchläuft man so jedes Level dynamisch auf mehreren Ebenen, ohne von den Templersoldaten gesehen zu werden. Die Kämpfe haben es nämlich in sich!
Denken wir kurz zurück an die anderen Assassins Creed Titel: Egal ob Altair, Ezio, Connor oder Edward, alle von ihnen konnten ohne größere Probleme ganze Armeen in einem Schwertkampf bezwingen. Parieren, kontern, siegen – mehr als ein paar gut getimte Tastendrücke brauchte es zum Erfolg nicht. Die grazile Shao Jun hingegen geht bereits nach wenigen Treffern zu Boden. Zum Ausgleich hat sie dafür einige andere hilfreiche Tricks auf dem Kasten.
Dank der dritten Dimension kann Shao sich nämlich an vielen Orten ideal verstecken. So umgehen wir Wachen beispielsweise, indem wir von Säule zu Säule huschen, oder uns hinter Bambusvorhängen und anderen Deckungen verstecken. Mit einem Klick ziehen wir nichtsahnende, passierende Templer einfach heran und verabschieden uns mit einem Genickbruch. Für jedes abgeschlossene Level erhalten wir neue Fähigkeiten und Gadgets. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, von der versteckten Stiefelklinge, über Wurfmesser und Enterhaken bis hin zum tödlichen Sprungangriff ist alles dabei.

Stets im Repertoire der besten Assassinen: das Adlerauge. Hier zeigt uns die Fähigkeit die Wache, die den Kerkerschlüssel bei sich trägt.
HEIMLICH STATT HOLZHAMMER
Manchmal helfen jedoch auch die trickreichsten Tötungstechniken nicht weiter. Wer einer Übermacht von Templern gegenübersteht, sollte jeglichen Kontakt tunlichst vermeiden! Eine Entdeckung hat in den meisten Fällen nämlich Verstärkung und damit den schnellen Bildschirmtod zur Folge. Glücklicherweise ist Shao, wie die meisten Assassinen, eine ausgezeichnete Kletterin. Wer die Augen offenhält, wird bemerken, dass viele der fiesen Wachen einfach umgangen beziehungsweise umklettert werden können. Allzu aufmerksame Templer lenken wir einfach mit einem Pfiff oder den Lärmpfeilen ab und huschen dann schnell weiter. Unterschiedliches Vorgehen wird übrigens auch unterschiedlich belohnt. Wer keine Wachen tötet erhält am Levelende die meisten Punkte. Lautlose Killer erhalten die normale Punktzahl, metzelwütige Rambos am wenigsten.
SCHÖN UND SCHWIERIG
Auf ihrem Feldzug der Rache durchläuft Shao Jun die unterschiedlichsten Schauplätze. So schleichen wir durch eine düstere Grotte, meucheln auf der Großen Mauer oder springen durch den brennenden Hafen von Macao. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei spürbar, ohne jedoch unfair zu wirken. In späteren Gebieten müssen wir uns unter anderem vor bissigen Wachhunden und klimpernden Windspielen in Acht nehmen. Außerdem schicken uns die Templer immer wieder neue Gegnertypen in die Quere: Wachen mit Schild parieren beispielsweise leichte Angriffe und Laternen-Patrouillen leuchten sogar das beste Versteck aus.
Leider rollt nach knapp fünf Stunden Spielzeit aber auch schon der Abspann über den Bildschirm. Wer alle Nebenziele und Bonusgegenstände einsammeln will, kann hier jedoch locker noch einmal zwei Stunden draufrechnen. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann Shao Juns Abenteuer im New-Game-Plus Modus erneut angehen und die Ausrüstung der Assassinin noch weiter verbessern.
Alles in allem also für 9,99€ ein sehr unterhaltsames Spiel zu einem absolut fairen Preis. Käufer des Assassins Creed: Unity Season Passes erhalten den Titel übrigens umsonst. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß mit Chronicles: China und bin gespannt auf die Ableger in Indien und Russland, die ebenfalls noch in diesem Jahr erscheinen sollen.
Assassins Creed Chronicles: China gibt’s für 9,99€ bei UPlay im Playstation Store und Xbox Marketplace oder bei Steam.