Es war von Anfang an ein Thema – die aktuelle Konsolengeneration in Form der Xbox One und der Playstation 4 wurden mit zum Zeitpunkt des Markteintritts mit obsoleter Technik ausgestattet.
Nein, ich spreche nicht von der »Glorious PC Gaming Masterrace« die seit Erstveröffentlichung der technischen Spezifikationen die Nase über die Grafikprozessoren der Heimkonsolen rümpft, sondern über die Festplatten. Und außerdem ist alleine der Titel unter dem sich die PC-Spieler im Internet versammeln eine so peinliche Frechheit, dass sie in diesem Artikel nicht ausgiebig erläutert werden kann.
Festplatten – genau. Sowohl die Playstation 4 als auch die Xbox One setzen auf HDD Festplatten, obwohl doch SSD, der Flash-Speicher, der all unsere Performance-Probleme lösen kann, der unabdingbare heiße Scheiß war, den jeder Freelance-Texter in sein 2008er Macbook Pro eingebaut hat, und anschließend ein halbes Jahr nicht müde wurde, jedem, ob er es sehen wollte oder nicht, zu zeigen, wie schnell das Ding jetzt bootet.
»Bing – Log-In-Screen.« Unfassbar, oder?

Höhlenmalerei einer HDD-Festplatte
Wie dem auch sei, kamen beide Konsolen mit einer 2,5 Zoll HDD Festplatte mit 500 GB Speicher an den Start. Erstmal gut – denn Speicherplatz kann man nie genug haben und irgendwie waren 500GB für den Preis den man für die Konsolen zu Beginn bezahlen musste auch angemessen.
SSDs waren noch teuerer als heute und es wäre zwar möglich gewesen die Kisten von vorne herein damit auszustatten, allerdings hätte das Internet dann nicht nur wegen Always On, Gebrauchtspielen und Kinectzwang rumgeheult, sondern vor allem wegen des Preises.
»Hey 999€ für eine neue Konsole? Easy, ich nehme gleich zwei. Dazu bitte noch die goldene Apple Watch und eine Yacht voll mit Fabergé-Eiern.«
Natürlich kamen diese Beschwerden dennoch. Alles zu teuer, völlig veraltete Technik und außerdem sind die kapitalistischen Großkonzerne die uns den Spielspaß nur gegen unser Erstgeborenes verkaufen wollen eh scheiße und außerdem braucht kein Mensch ne neue Konsole, wir warten sowieso alle nur auf Half-Life 3.
Sony reagierte auf das Festplattenproblem so schnippisch, wie es in ihrer gesamten Marketingstrategie, nach erstem Gegenwind der Community gegenüber Microsoft, an der Tagesordnung war. Sie gaben sich #4ThePlayers und wurden nicht müde mit jeder erdenklichen Masche darauf hinzuweisen wie einfach es doch wäre die HDD in der PS4 gegen eine SSD zu tauschen. Ganz ohne Garantieverlust. Und was geschah? Die Leute waren zufrieden.

Bild vom offiziellen Playstation Blog-Eintrag zum SSD-Einbau
Alleine der Fakt, dass man an die Festplatte der Playstation herankäme, war eine solche Erleichterung, dass niemand mehr Böses sagen wollte. Niemand war auch nur einen Schritt weiter als vorher, die eigene Konsole hatte immer noch nur eine HDD verbaut, aber alleine die Möglichkeit, für 300€ eine SSD kaufen zu können um das Problem zu lösen, genügte.
Für Microsoft war es ein weiterer Zielpunkt auf der Stirn. Und das nur, weil sie ihre Konsole so aufgebaut hatten, dass ein Festplattenwechsel nicht möglich wäre, ohne die Kiste komplett auseinanderzunehmen und somit die Garantie zu verlieren – nicht weil auch sie nur HDDs verbaut hatten. Der Shitstorm war längst vorüber gezogen – sondern weil sie einem als Besitzer der Xbox One keine Hoffnung schenken konnten.
Völlig, völlig irre.
Nun schreiben wir allerdings mittlerweile das Jahr 2015 und SSD Speicher ist günstig geworden. Allerdings ist es für jeden Videospieler der sich am Medium erfreut und sich nicht in Konsolenkriegschützengräben wirft immer noch eine lange Überlegung wert, ob man sich tatsächlich eine SSD in seine Playstation einbaut oder ob man nicht lieber für das Geld eine der anderen Konsolen kauft. Am besten eine WiiU.
Ich selbst habe keinen Flash-Speicher in meiner PS4. Ich benutze die stinknormale HDD. Und ja, die ist scheißlangsam, aber das ist am Ende, sowohl bei Sony als auch bei Microsofts Xbox One, vor allem die Schuld der miserablen Betriebssysteme.
Dennoch bin ich unzufrieden mit der Situation. Nicht weil ich eine schnellere Platte brauche, sondern eine Größere. Oder weil Spiele so absurd groß geworden sind. Oder vielleicht auch, weil jedes Spiel mit einem Day One Patch auf den Markt kommt, den ich auf meinem Aldi-PC von 2004 nichtmal hätte entpacken können.
Der digitale Erwerb von Spielen ist mir mittlerweile viel lieber, als der analoge. Ich möchte keine Hülle mehr, Handbücher sind eh schon lange ausgestorben und ich bin alt und faul geworden und will nicht mehr aufstehen müssen um etwas anderes zu spielen.
Ich will keine Disk wechseln. Ich will ja nichtmal bei Netflix über die Empfehlungen hinaus scrollen, weil mich die Usability nervt. Ich will alle Spiele, auf die ich – wenn auch nur einmal im Monat –Bock habe, auf meiner Festplatte speichern.
Ob ich wirklich oft Injustice: Gods Among Us spiele? NEIN, aber ich will es können, falls es mal so weit kommt. Und dann will ich es sofort, anstatt dem mickrigen PSN dabei zuzusehen wie es meiner Internetleitung das Korsett anlegt.
Doch das geht nicht. Ständig befinde ich mich in den Systemeinstellungen meiner Playstation, um Spiele zu löschen, Speicherstände zu vernichten, Daten in die Cloud und wieder zurück zu ballern und mich am Ende darüber zu ärgern dass ich für die 65GB die GTA 5 braucht, gerade 7 Indienspiele löschen musste, auf die ich nach all dem Ärger vermutlich eh viel mehr Bock hätte als auf GTA.

Nach der Löschung von allen Inhalten, von denen ich mich momentan trennen kann. The End is near.
Das gesamte System ist kaputt. Und damit meine ich nicht die Firmware, sondern das System hinter digitalen Inhalten. Gerade bei Spielen ist es völlig absurd – CoD: Advanced Warfare kostet mittlerweile bei Amazon 49€. Im PlaystationStore gibt es keine Version unter 69,99€. Ich meine, klar – ich kriege eine weitere Map für den Survival Mode dazu und sie heißt irgendwie schöner, aber am Ende kriege ich nicht mehr von dem was ich eigentlich will.
Ich kriege eine 45 GB große Datei über die schwachbrüstigen Server von Sony geliefert. Ganz ohne Hülle, ganz ohne Werbeflyer für Destiny. Und ich will das ja so – ich will nicht aufstehen, deswegen zahle ich die 20€ mehr. Aber in wie weit das gerechtfertigt ist für das digitale Abbild einer Ware mehr zu verlangen, als für eine physische Kopie? Ich bezahle gern 70€ für ein Spiel. Denn Spiele, die mir gefallen sind das wert. Ich brauche keine Kostenlos-Kultur im Gaming und will nicht alles Free To Play. Ich will nur ein nachvollziehbares Verhältnis zwischen Retail- und Digitalfassung. Das braucht wohl noch ein bisschen bis mir das in den Kopf geht.
Das Pferd dass ich hier aufzuzäumen versuche, hat eine besondere Eigenart.
Es hat keinen Kopf, aber zwei Ärsche.
Ich will keine physischen Disks, sondern ich will digitale Spiele.
Ich will für sie aber nicht das gleiche bezahlen, weil mir dann der materielle Gegenwert fehlt.
Ich will sie nicht runterladen, weil die Server zu scheiße sind.
Und selbst wenn sie es nicht wären, hätte ich doch bald zu wenig Platz.
Denn ich will alles und ich will nichts und ich bin nicht allein damit.