Durchgespielt: The Order – 1886

Freitag, irgendwo zwischen Grippewelle und Vorfreude auf die Oscars, erschien „The Order – 1886“ von Ready at Dawn exklusiv für die Playstation 4. Alle, die es nicht abwarten konnten und das Game schon seit letztem Jahr in ihrem Warenkorb schlummern ließen, hatten schon Donnerstag die Chance auf diese lang ersehnte Image-Aufpolierung von Sony. Denn genau das sollte es sein. Ein Spiel in völlig neuem Look mit toller Grafik und starker Story. Die Erwartungen waren groß und so bin auch ich einer der Pre-Orderer gewesen um mir diese angebliche Perle des Videospielkonsums nicht entgehen zu lassen.

Doch worum geht es in „The Order – 1886“? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Es ist ein konfuser Mix aus Steam Punk, Werwölfen, Vampiren und Rittern der Tafelrunde.

Und alle so: Wtf? Ganz genau. Ich denke ich beginne mal von vorn.

 

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Techno-Ritter vs. Werwölfe

London, wir schreiben das Jahr 1886. Die Ritter der Tafelrunde dienen seit Jahrhunderten der englischen Krone. Gestärkt werden sie vom sogenannten „Schwarzwasser“, dieses schöpfen sie aus dem heiligen Gral, den einst Artus von den Kreuzzügen mitbrachte. Durch dieses Wunderwasser leben die Ritter länger und heilen ihre Wunden damit. Dennoch sind sie vom Tot nicht gefeit. Sobald ein Ritter stirbt, tritt ein anderer an seine Stelle und übernimmt auch direkt seinen Ritternamen. Wir spielen den furchtlosen Sir Galahad, der mit seinem Charme an Wolverine erinnert. Wer jetzt denkt, dass wir uns mit polierten Schwertern durch das Spiel kloppen, liegt leider falsch. Uns erwartet eine gut durchdachte und in sich funktionierende Steam Punk Welt mit einer Detailverliebheit wie wir sie aus Assassin’s Creed kennen.

 

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Genauso sehen auch unsere Waffen aus. Maschinengewehre, automatische Shotguns, fernzündbare Granatwerfer, riesige Revolver und das nicht zu unterschätzende Blitzgewehr. Und das alles in einem schicken Retrolook.

 

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Doch was stellen wir nun mit unseren bis an die Zähne bewaffneten Techno-Rittern an? Wir bekämpfen vor allem eine andauernde Rebellion in Teilen Londons. Ach ja und Werwölfe… oder wie sie hier genannt werden „Halbblüter“.

Allerdings starten wir zunächst in einem Verlies. Immer wieder werden wir in ein Becken mit Wasser gedrückt und dann in eine dreckige Zelle gesperrt. Das Spiel startet irgendwo mitten in der Story und schnell merken wir, dass unser Hauptcharakter einer Verschwörung Opfer geworden ist. Nach diesem kurzen Epilog, in dem wir auch schon ein wenig selber Hand anlegen durften, beginnen wir am Anfang unserer Geschichte.

Tolles Gameplay, was noch?

Gespielt wird im 3rd-Person-Modus. Die Steuerung ist simpel mit wenig überraschenden Funktionen. Laufen, umsehen, Waffen wählen, zielen und schießen. Springen erlaubt uns das Game leider nicht, dennoch können wir in mäßiger Altair-Manier über Dächer springen und an einigen Wänden hochklettern. Ich habe leider nicht ganz verstanden warum ich in einigen Passagen laufen und in manch anderen nur gehen konnte. Bis ich das Spiel durchgespielt habe und mir noch viel schlimmere Dinge aufgefallen sind.

 

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Zunächst einmal die Pluspunkte von „The Order – 1886“. Es sieht toll aus. Punkt. Ich habe selten ein Spiel gesehen, dass durchgehend mit einer so tollen Grafik dienen kann. Das Setting ist super gemodelt und das Shading wirkt erstaunlich realistisch. Hinzu kommt, dass wir das ganze Game im 2.40:1 Format spielen, d.h in einem gängigen Filmformat, das auch bei Blurays verwendet wird. Wir spielen quasi einen Film und das schreibe ich nicht ohne Grund so. Im Grunde hangeln wir uns von Videosequenz zu Videosequenz. Der Spielfluss wird jedoch nicht durch unnötige Ladezeiten oder Zeitsprünge unterbrochen. In-Game-Play und Videosequenzen gehen locker flockig Hand in Hand. Es sind nur leider viel zu viele. Damit wir bei den teilweise langen Storytellingparts nicht einschlafen, überrascht man uns immer wieder mit QTEs (Quick Time Events). So kam es dann doch oft genug vor, dass Sir Galahad leider sterben musste, weil meine Daumen einfach nicht vorbereitet waren. Es wird uns die meiste Zeit gesagt was wir drücken müssen um weiter zu kommen. Das ist leider auf Dauer langweilig und eintönig.

 

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Wenn die Videosequenzen dann mal vorüber sind, dürfen wir entweder laufen oder ballern. Es gibt leider keine ernstzunehmenden Rätsel oder spektakulären Aufgaben. Relativ linear ziehen wir unsere Blutspur durch London. Die Schusswechsel, die wir hauptsächlich mit den Rebellen haben, dauern im Vergleich zu unseren anderen Spielsequenzen ewig. Ständig sind meine Wummen leer, doch zum Glück lassen die Gegner Munition und Waffen fallen. Wenn ich mal am Boden lag, nahm man halb automatisch per QTE einen Schluck aus seiner mit Schwarzwasser gefüllten Phiole und schon ging‘s weiter.

 

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Ich erwähnte weiter oben kurz mal das Wort „Werwölfe“. Genauso kurz wie ich es hier erwähnte, tauchen sie auch im Spiel auf. Zweimal im gesamten Spiel, darf ich jeweils gegen drei der Lykaner ran. Die Kämpfe laufen exakt gleich ab. Selbst der Kampf gegen einen „Älteren“, einen sprechenden und größeren Werwolf ist einfallslos kreiert. Dieser Kampf ist exakt identisch programmiert wie auch später der Endkampf.

 

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Leider nur Mittelmaß

Eine schöne Idee ist der Umgang mit interaktiven Objekten. Wir sehen Galahad das Objekt aufnehmen und springen dann close an seine Hand. Dort können wir den Gegenstand dann drehen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, allerdings nur so viel wie sein Handgelenk aushält. Briefe, Fotos, etc. können auch gedreht werden. Leider ist diese Funktion nur ziemlich sinnlos im Spiel. Nicht eines der aufnehmbaren Gegenstände trägt dem Spielverlauf bei. Es gibt leider auch keine Zusatzaufgaben oder Sammelobjekte um etwas freizuschalten, etc. Lediglich Audiospulen dürfen wir finden und mitnehmen. Diese sind so langsam vorgelesen, dass ich mir nur eine halbe anhören konnte.

 

sackboy

 

Je länger ich spielte umso verworrener wurde auch die Story. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich wusste worum es eigentlich geht. Rebellen hier, Lykaner da, Verschwörung in Mitten der Ritter und ganz kurz tauchen in einem Nebensatz auch Vampire auf. Mein Gefühl ist eher, dass sich die Entwickler unterschiedliche Storylines ausgedacht, sie in einen Topf geworfen und sie dann gezogen und wahllos aneinander gereiht haben. Schade, dabei hatte das Spiel so großes Potenzial.

Nach ca. 8 Stunden war das Drama dann beendet.

Fazit:

„The Order – 1886“ versprach viel und gab uns wenig. Tolle Bilder, ein aufgeräumtes Menü und flüssiges Gameplay helfen dem an sich langweiligen und wenig innovativen Game leider nicht auf meine Top 10. Ich wollte zwar wissen wie es weiter geht und habe daher die Story nicht vorzeitig beendet. Wahrscheinlich aus dem Grund, dass ich einfach die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass dieses Spiel noch interessant werden könnte. Man belehrte mich eines Besseren. Schade eigentlich, dabei hätte es ein großer Blockbuster werden können.

Für diejenigen, die das Spiel ebenfalls schon durchhaben und sich fragen warum sie im Menü den Punkt „Waffenkammer“ immer noch nicht auswählen können. Es wird natürlich auch hier wieder diverse DLCs für verschiedene Kostüme und Waffenlooks geben, die ihr dann unter diesem Menüpunkt freischalten könnt.

Ich freue mich jetzt erstmal auf Dying Light Zombies und spiele Evolve weiter.

 

Screnshots: futurezone.at