Wenn Ihr mich heute fragt, wie mein Wochenende war, würde ich wahrscheinlich zuerst wütend irgendetwas kaputt hauen, danach zusammengerollt in Tränen und anschließend in schallendes Gelächter ausbrechen. Nein, ich bin nicht wahnsinnig! Ich habe Pixel Heroes: Byte & Magic gespielt.
Pixel Heroes ist ein Roguelike-RPG des Entwicklers The Bitfather und seit dem 6. Februar über Steam erhältlich. Bereits der Making-of Trailer verrät, wie viel Wert das deutsche Team auf den Retro-Flair vergangener Zeiten legt. Und auch wenn ich eigentlich noch zu jung bin, um das sagen zu dürfen: Schon der Startbildschirm macht den Eindruck, als hätte man das Spiel versehentlich im DeLorean liegen lassen und 30 Jahre in die Zukunft katapultiert.
Doch versteht mich nicht falsch! Mit Retro meine ich keinesfalls schlecht! Ganz im Gegenteil, denn trotz der namensgebenden Pixel-Optik, macht Pixel Heroes zu keiner Zeit einen angestaubten Eindruck. Die Grafik ist stimmig, die Musik passend … ach wenn dieses vermaledeite Spiel doch bloß nicht so verdammt schwer wäre!
Im Nachhinein aber frage ich mich, was ich von einem Roguelike-RPG eigentlich erwartet habe. Permadeath? Check! Zufallsgeneriert? Check! Tödliche Monster? Check! Noch tödlichere Bosse? Check! Pixel Heroes hat alles davon und schon zu Beginn wird eigentlich klar, wo das Spiel hin will. Dort wählen wir nämlich nicht aus den Schwierigkeitsstufen „Leicht“, „Mittel“ und „Schwer“, sondern direkt aus „Schwer“, „Brutal“ und „Irrsinnig“.
Helden gesucht!
Ein Rollenspiel funktioniert natürlich nicht ohne einen Helden oder eine Heldentruppe. Und so finden wir uns am Anfang der Reise in einer Taverne wieder, in der diverse Abenteurer darauf warten angeheuert zu werden. Da wäre zum Beispiel Pico, der Halbling mit der Vorliebe für verbrannte Spiegeleier. Oder Tupac, der Kräutermann, der ständig benebelt ist und nur Holländisch spricht. Schnell wird klar, dass die Jungs von The Bitfather bekannte Klischees und Stereotypen geradezu aufsaugen und über das gesamte Spiel verteilen. Abgeschmeckt wird das Ganze mit einer großen Portion eigener witziger Ideen.


Die genannten Helden sind dabei aber keinesfalls nur bunte Figuren mit witzigen Namen! Jeder Charakter besitzt unterschiedliche Attribute und Spezialfähigkeiten. Hinzu kommt ein ausgeklügeltes Statuswert-System, welches oft über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Gerade haben wir uns für drei Charaktere entschieden, da marschiert plötzlich ein skurriler Typ durch die Kneipentür und sabbelt irgendwas von einem bösen Kult, der den Zerstörer der Welten beschwören will. Und nur wir können ihn aufhalten! Logisch, oder?
Wir verlassen also die Taverne und finden uns in der kleinen Stadt Pixton wieder. Hier kann unsere Truppe sich mit Heiltränken und Ausrüstung eindecken, zumindest so weit das mit dem geringen Startkapital möglich ist. Außerdem treffen wir den dauerschreienden Captain Capslock, der uns (brüllend) darum bittet in einer ARKANEN WAFFENKAMMER nach ETWAS WICHTIGEM zu suchen. Wir nehmen die Quest an und machen uns auf den Weg.
Fette Beute und fiese Bosskämpfe
In der Waffenkammer angekommen treffen wir im ersten Raum auf eine Gruppe Gegner, die wir besiegen müssen, um in den nächsten Raum vordringen zu können. Jeder Dungeon besteht aus mehreren solcher Räume, in denen entweder ein Rätsel oder fiese Kreaturen warten. Am Ende lauert außerdem ein Boss. Erst wenn auch dieser das Zeitliche gesegnet hat, darf unsere Heldentruppe nach Pixton zurückkehren, um Vorräte aufzustocken und die Beute zu verkaufen.
Apropos Beute! Auch in Pixel Heroes lassen besiegte Gegner selbstverständlich haufenweise Loot fallen. Erbeutete Gegenstände machen wir entweder zu Gold, oder legen sie einem unserer Helden an. So freut sich ein Jäger beispielsweise über einen neuen Bogen, der gleichzeitig Feuerschaden verursacht. Kräutermann Tupac hingegen bekommt ein neues Zauberbuch, das seine Heilfähigkeiten verbessert. Doch ich rolle das Feld schon wieder von hinten auf. Bevor es an die Beute geht, gilt es in den vielen Kämpfen zu bestehen. Und die haben es in Pixel Heroes wirklich in sich!
Auf in den Kampf!
Alle Gefechte zwischen Monstern und Helden laufen rundenbasiert ab. Jede Figur darf einmal handeln und muss sich danach eine Runde erholen. Außerdem verfügen Waffen über verschiedene Reichweiten. Ein Kämpfer mit Schwert und Schild kann beispielsweise nur den Gegner angreifen, der direkt vor seiner Nase steht, wohingegen ein Bogenschütze auch in der Lage ist, Feinde in der letzten Reihe auszuschalten.
Hinzu kommen Vor- und Nachteile durch die bereits erwähnten Statuseffekte. Greift der Gegner nämlich beispielsweise mit Giftschaden an, trägt man besser ein Item, welches Immunität gegen Gifte verleiht. Andernfalls sind gerade Kämpfe gegen Ende eines Dungeons schnell beendet. So liegt auch unsere Heldentruppe bereits im dritten Raum der arkanen Waffenkammer im Dreck. Was auch immer Captain Capslock hier suchte, er wird es nicht bekommen. Immerhin erhalten wir einen Steam-Erfolg für unser glorreiches Ableben: „Willkommen bei Pixel Heroes“ heißt es darauf. Trotzdem ist das Spiel vorbei.
Auf ein Neues?
Nun bin ich wahrlich kein schlechter Verlierer und doch stört es mich irgendwie, meine kleine Truppe über den Jordan gejagt zu haben. Irgendwie sind sie mir ans Herz gewachsen! Viel mehr jedoch nervt mich der Umstand, nicht einmal den ersten Dungeon gemeistert zu haben. Aber jetzt nochmal von vorne anfangen? Mit den selben Helden und den selben Quests? Neeee!
Zum Glück macht Pixel Heroes genau diesen Fehler aber nicht! Denn mit jedem neuen Anlauf warten neue Helden auf neue Quests, Beute und Dungeons. Und damit nicht genug! Durch bestimmte Erfolge lassen sich weitere Charaktere freispielen, sodass Pixel Heroes am Ende satte 30 verschiedene Heldenklassen bietet. Hat’s den Kiffer-Kräutermann mal wieder im Bosskampf zerrissen? Dann nehme ich beim nächsten Mal eben die Hexe oder den Schattenmagier mit! Da motiviert auch der zehnte Neuanfang noch. Und selbst wer das Unmögliche möglich macht und direkt beim ersten Versuch alle Dungeons meistert, kann sich auf zwei weitere, noch schwierigere Kampagnen freuen.
Fazit
Pixel Heroes: Byte & Magic ist ein tolles Spiel mit dem gewissem Suchtfaktor. Denn auch wenn ich das ein oder andere Mal am liebsten vor Frust in meinen Schreibtisch gebissen hätte, war ich immer wieder dazu motiviert es beim nächsten Anlauf besser zu machen. Das Gefühl nach unzähligen Versuchen dann endlich auch den Boss zu besiegen, der bereits fünf meiner Heldentruppen zum Frühstück verputzt hat, ist überragend. Und das ganz ohne Highend-Grafik und 7.1 Sound.
Wer Lust auf ein bockschweres, aber motivierendes Roguelike-RPG mit viel Humor hat, der sollte bei Pixel Heroes definitv zuschlagen. Für 8,49€ bekommt Ihr zahlreiche Stunden Zeitvertreib, die Ihr so schnell nicht wieder vergessen werdet.