Das Launchfenster zum Hof ist unsere kleine Geschichtensammlung zur (fast) vergangenen Konsolengeneration und ihren Anfängen.
Ich bin als erster dran und darf euch berichten wie es damals so war, als die Xbox 360 und die Playstation 3 erstmalig in meine Wahrnehmung traten. Das ganze wird nun ein echter Vergangenheits-Striptease. Wuah. Ok. Los geht’s.
Es war ein kalter Winter im Jahre 2005 als Microsoft den Nachfolger der XBOX auf den europäischen Markt warf. Und ihr könnt euch kaum vorstellen wie egal mir das war. Schließlich wartete ich sehnsüchtig auf meinen neuen PC, den es zu Weihnachten geben sollte und auf den kommenden Patch 1.9 von World of Warcraft.
Da wurde damals Ahn’Qiraj eingeführt. Eine Raid-Instanz mit so Skarabäus-Wüsten-Thematik und hammer-geilen neuen Epics! Zu dem Zeitpunkt des Xbox Launches gab es bei WoW noch Auktionshäuser in jeder Fraktions-Hauptstadt, die nicht miteinander verbunden waren. Wenn man also in Thunderbluff oder Undercity etwas ins „AH“ gestellt hatte, konnte man es auch nur dort finden. Völlig behämmert. Und ja – damals hießen die Städte noch Thunderbluff und Undercity. Und das Schlingendorntal hieß noch Stranglethorn. Boah, waren das gute Zeiten. Zirkel des Drachen hieß unsere Gilde zu der Zeit. Wir spielten auf Die Silberne Hand. Wir machten Open PvP und sammelten Epic-Loot. Wir waren damals Alex, Jon, Hendrik, Sebbe und Ich. Habe ich wen vergessen? Naja, ihr seht schon. Die Xbox war mir scheißegal. Wir waren PC-Kids. Wir waren WoW-Kids. Wir brauchten keine Controller. Wir brauchten DPS. Wir wollten keinen Fernseher, wir wollten ein Z-Board. Wir wollten kein First-Person-Shooter, wir wollten in Crossroads und Tarren’s Mill Allies verkloppen.
Boah war uns das allen egal. Wir verbrachten unsere Nachmittage und Nächte in Azeroth, sprachen vormittags im Unterricht und auf dem Schulhof über unser Equip und darüber was für arme Würstchen doch die arbeitslosen Dauer-Gamer waren, die unsere Raids leiteten. Am Wochenende machten wir LAN-Parties bei Alex. Wir fraßen Tiefkühlpizza und vermöbelten uns bei Warcraft 3 und CoD. Niemand hatte Interesse an einer Xbox 360.
2007 kam kurz vor meinem Geburtstag die Playstation 3 auf den Markt. Und ich war immer noch fürchterlich unbegeistert. Beim völlig absurden Startpreis von 599€ sprengte sie auch den Rahmen eines Geburtstagsgeschenkes und war somit vom Tisch. Davon mal ab, auch völlig uninteressant. Zu dieser Zeit war mein WoW-Account eingefroren, meine Interessen hatten sich zur Musik, zu mehr Party, zu mehr Experimenten. Ich hörte Metalcore und Post-Hardcore, ging auf Konzerte, hing in Jugendzentren ab, versuchte Gitarre zu spielen und Mädchen aufzureißen. Videospiele waren zu dieser Zeit nicht so richtig ein Thema.
Während die Konsolengenerationen wuchsen und verschiedene Revisionen auf den Markt kamen, wuchs auch ich. 2008 wuchs ich aus meiner Beton-Frisur heraus, hörte Indie- und Electromusik. Spielte aber auch wieder WoW. 2009 wuchs ich wieder in meine Beton-Frisur hinein, hörte wieder Post-Hardcore. Und Indie. Und Electro. Und Trashpop.
Videospiele waren irgendwie nicht so wichtig. Ich konsumierte sie so nebenbei, nahm sie aber nicht wirklich wahr. Andere Dinge waren viel spannender.
2010 war mein Jahr der Rückkehr. Ich machte mein Abitur im Frühling und ging danach zu einem großen Automobilhersteller ans Band. Ich verdiente jeden Monat sehr gutes Geld, das ich für mein anstehendes Studium bei Seite legen wollte. Doch es kam alles anders. Die Arbeit war nicht sehr zufriedenstellend. Ich war kaputt und gefrustet, mein Alltag bestand aus den immer gleichen Mustern und Abläufen. Ich vernachlässigte meine Mitmenschen und zog mich etwas zurück. Ich wurde stumpf und unzufrieden. Doch ich hatte Geld. Viel Geld. Und ich tat, was ich immer tat, wenn ich meinem schlechten Bauchgefühl nicht anders Herr werden konnte. Ich kaufte mir Dinge.
Alles relativierte ich mit meinem anstehenden Studium. „Ich brauche einen großen Monitor für meine Grafikprogramme“. Und wenn ich mir schon einen großen Monitor kaufe, dann kann der auch gleich ein Fernseher sein. Und natürlich LED. Das war brandneu und ich wollte doch nicht den Trend verpassen. So schleppte ich also meinen großen Fernseher in meine Wohnung. So ein HD Fernseher kam natürlich nur richtig zur Geltung, wenn man darauf auch HD-Filme sehen konnte. Aber wer kauft sich denn bitte einen BluRay-Player? Das ist doch totaler Schwachsinn. So ein Ding kostet 120€ und eine Playstation mit der ich dann auch noch Zocken kann, kostet nur 300€. Da gebe ich doch Geld aus, wenn ich es nicht mache…
Ihr seht? So fing es an. Mit meinem monatlichen Einkommen waren haufenweise Spiele drin. Und so kaufte ich. Und kaufte. Und zockte. Und zockte. Und dann war ich wieder drin. Ich beschäftigte mich voll und ganz mit dem Gaming-Thema. Versuchte wieder reinzukommen und nachzuholen was ich verpasst hatte. Die ganzen Lieblinge meiner Kindheit, zu Zeiten von PS1 und PS2 hatten Nachfolger oder waren verschwunden. Ich musste mich in diese Welt ganz neu reinfinden und ich verliebte mich erneut in Videospiele.