Als Fußball-Fan sollte der 26.09.13 ein großer Tag für mich sein.
Schon auf der Gamescom ’13 bin ich wahnsinnig geworden, wenn ich FIFA 14 spielen durfte. Als ich aber gestern in den Laden lief, wusste ich schon, was mich erwarten würde: FIFA 14 liegt aus, die Leute greifen zu, auf Facebook häufen sich die Posts mit Leuten, die sich darüber freuen, dass sie jetzt schon die aktuelle Version der Fußball-Simulation spielen können. Als ich mit Sebastian zusammen unser „Let’s Play“ zu Diablo starten wollte, selbiges: einen Tag vor Release bei einem Händler angerufen, nachgefragt, Diablo 3 einen Tag vor Release auf dem Tisch. Auch bei GTA V waren schon einige Spiele vor Release im Umlauf, ganz zur Freude vieler meiner „Freunde“ bei Facebook. Warum tut man so etwas? Eigentlich sollte man denken, stört doch niemanden, aber mich stört es und zwar enorm.
Das erste Ziel das mit so einer Aktion (Anmerkung: Releasebruch) bewirkt wird, ist ein HYPE. Ein künstlicher Hype, der die sozialen Netzwerke kochen lässt. Wer hat ein Spiel schon, wo kriege ich das und wieso ist mein vor Monaten Bestelltes noch nicht da? Jetzt heißt es losrennen, denn wenn ich morgen erst in die Läden gehe, ist es wahrscheinlich schon ausverkauft. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man sich auf ein Spiel freut, aber warum kann man nicht einen Tag länger warten? Warum würde man nicht das Releasedate einer CD brechen? Ganz einfach aus Respekt und den hohen Kosten, die auf den „Verbrecher“ zu kommen würden. Respekt – das bedeutet Respekt gegenüber den Entwicklern, die im Fall von GTA Jahre daran daran gearbeitet haben. Eine Arbeit, die ich nicht nur als Videospieler, sondern auch als Künstler zu schätzen weiß. Eine Art sauberer Abschluss einer großen Arbeit. Ich würde ja auch nicht allen Leuten meinen Film zeigen, einen Tag bevor er im Kino läuft. Es sollte etwas besonderes sein, wie es bei Filmen und Musik der Fall ist. Das Releasedatum ist ein Feiertag für Publisher und Entwickler und der sollte ihnen auch gegeben sein, denn wer möchte nicht, dass seine vollbrachte Arbeit geschätzt wird.
Doch warum geschieht so etwas? Ganz einfach: Profit. Anstatt zu warten und sich auf den Postmann oder den Gang zum „Local Games Dealer“ zu freuen, wird losgehetzt. Es spricht sich so schnell rum, dass alle Leute losrennen, um bloß nicht der letzte Dumme (siehe René, der im aktuellen Podcast berichtet) zu sein. Besonders die Metro-Gruppe (Media Markt, Saturn) profitiert davon enorm, es braucht keine Plakate oder teure Werbung mehr, einfach die Spiele einen Tag vorher schon in die Regale legen und es spricht sich durch heutige Kommunikationsplattformen so schnell rum, dass die erste Rutsche schon einen Tag vorher verkauft ist. Jetzt sollte man meinen: Ist doch egal und den Respekt zeige ich ja gerade dadurch, dass ich so heiß auf ein Spiel bin. Aber das bringt wie alles andere auch noch weitere Steine ins Rollen.
Richtige Gaming-Läden, die die Kultur von Videospielen respektieren, beugen sich nicht diesem Zwang von Releasebrüchen und warten. Das bedetuet natürlich, dass die Verkaufszahlen sinken und man vielleicht nicht den vollen Umfang an Umsatz erzielt. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, aber das kann auf Dauer bedeuten, dass diese Läden schließen müssen. Dann kriege ich meine Spiele bald nur noch in den großen Ketten. Das führt dazu, dass ich bald keine persönliche Beratung mehr bekomme, keine leidenschaftlichen Erklärungen, warum ich dieses oder jenes Spiel mal probieren sollte. Ich kann höchstens noch im Internet nach schauen. Aber ich persönlich lasse mich noch gern persönlich beraten, ich möchte diskutieren und Infos von jemandem, der das Spiel schon gespielt hat etc. pp.
Im Endeffekt hat das natürlich aus Auswirkungen auf das Spiel an sich, wenn Leute schon vorher an die Missionen können, oder sich vielleicht einen Vorteil erspielen (z.B. für den Online-Modus usw.). Für die Wartenden ist das natürlich schade und verringert vielleicht den Spielspaß.
Der normale Konsument möchte sein Spiel, so schnell und früh wie möglich. Aber vielleicht sollte man einmal darüber nachdenken, was das bedeutet (ganz unabhängig davon, dass es nicht legal ist). FIFA 14 war mein letztes Spiel, dass ich einen Tag vorher hatte – aber jetzt warte ich und lese mir vielleicht noch ein paar Guides durch oder erfreue mich an Trailern, so wie damals bei WoW: TBC.
Ich plädiere dafür, dass auch einem Spiele-Entwickler der Respekt gegenüber gebracht werden sollte, den auch ein Musiker oder Filmemacher bekommt. Aber wie sieht das bei euch aus? Wer hat schon einmal ein Spiel vor Release in den Händen? Ist es für euch ein Problem? Ich bin gespannt auf eure Ansichten.