Endlich finde ich Zeit dem restlichen Kopfdruck etwas Platz zu machen und freue mich unheimlich auf die Erleichterung die mich danach durchströmen wird – Passend zum GIF: Situationen die man mit Lächeln überspielen muss um nicht die Fassung zu verlieren.
DISCLAIMER: MEINE FOLGENDEN SCHILDERUNGEN HABEN KEINE BEDEUTUNG FÜR DIE LIEBE DIE ICH MEINEN FREUNDEN UND KOLLEGEN AM MONTAG WIEDER ENTGEGENBRINGEN KANN. ODER SPÄTER SCHON. MAL GUCKEN. UND LEIDER IST KEINE DER NACHFOLGENDEN PERSONEN FREI ERFUNDEN.
Wir befinden uns nun also am Donnerstag der Messe. Das Duschproblem hat sich nicht gelöst. Wir haben keine Duschen. Keine Chance. Wir sind alle völlig erledigt. Die Nacht war kurz. Viel zu verdammt kurz und Claus ist durch die Schräglage des Wohnmobils die ganze Zeit auf mich draufgerollt. Ich bin mir bis heute nicht sicher ob es nicht vielleicht Annäherungsversuche waren, bei denen er schlicht die äußeren Umstände als Begründung herangezogen hat. Ist ja auch egal. Kleines Früchtchen, du.
Wir brechen nun also mit unserer vorherigen Abmachung. „Das Badezimmer ist nur zum Lagern gedacht“, wird hinfällig. Wir müssen in dem Ding duschen. Was bei 5 Personen etwas länger dauert. Währenddessen schleichen sich die ersten zum Frühstücken in die Jugendherberge nebenan. Das Essen ist Jugendherbergen-Standard – aber der Kaffee. Man muss hier sagen – ohne Kaffee geht es nicht. Ohne Kaffee ist die Grenze, bis ich nicht mehr anders kann als zu schreien und zu toben, schon nur noch ein paar Schritte entfernt. DER KAFFEE IST SCHEISSE. Und mit Scheiße meine ich nicht „Naja, da hab ich schonmal besseren Kaffee getrunken – hier merkt man dass keine Fair Trade 100% Arabica Espresso Bohnen BLA“ sondern aus völlig erwartungsleerer Haltung. SCHEISSE.
Das macht mich wütend. Unser Wohnmobilstellplatz ist so arg weit weg von allem. Es gibt keinen Supermarkt, kein Café (Hier mal eine ernstgemeinte Frage: HAT KÖLN ÜBERHAUPT CAFÉS? ODER IRGENDWAS? BOAAAAAH KACKSTADT) es gibt nur diese Jugendherberge und ihre Mistbrühe. Naja, egal. Kalte Dusche, schlechter Kaffee, Fängt ja super an.
Wir bewegen uns los zur Messe. Alle haben ihre Termine. Nur ich nicht. Ich habe heute echt keinen Termin? Ist das euer ernst? Was mache ich denn den ganzen Tag? Fickt euch Leute. Echt mal. Hier habt ihr mal wieder euren Laufburschen gefunden. Ich darf losgehen und noch die Dinge einkaufen die vergessen wurden. Ich bekomme einen Einkaufszettel. WO IST EIGENTLICH UNSER PRAKTIKANT?
Es geht los. Durch ganz Köln. Ich habe keine Ahnung wo ich bin. Werde ständig komisch angeguckt. Vielleicht bin ich in einem Viertel gelandet in dem man halt einfach nicht seine täglichen Besorgungen machen sollte. Die Anzahl der Läden in denen ich die Dinge finden könnte, die ich suche, unterstützt diese Theorie. Ich finde eine Drogerie. Da bekomme ich circa 30% meines Zettels abgearbeitet. Puh. Die restlichen 70% halten mich 2 WEITERE VERFICKTE STUNDEN auf Trab. ZWEI STUNDEN IN DENEN ICH HÄTTE AUF DER MESSE SEIN KÖNNEN. ZWEI STUNDEN UM MIR DORT ALLES ANZUGUCKEN, DAS ICH SEHEN WILL. ZWEI STUNDEN NICHT AUF DER MESSE. SONDERN IRGENDWO IN KÖLN. VERLOREN, GENERVT UND ÜBERMÜDET.
Ich habe irgendwann alles gefunden, bin einiges an Kohle losgeworden und will zur Messe. Ich schaue an mir herab. Es baumeln Tüten an jeder Hand. Zu viele Tüten. Ich muss also nochmal zum Wohnmobil. Wieder in die andere Ecke der Stadt.
Ich verstaue alles feinsäuberlich im Wohnmobil und mache mich auf den Weg. Yay! Endlich ab zur Messe.
Die Bahn kommt nicht. Ich versuche mit meiner Schwester zu telefonieren um von meinen Tagen zu erzählen und etwas Dampf abzulassen. Köln kann nichtmal Handynetz. Ich bin in Mühlheim. Muss dort umsteigen in die S-Bahn die mich zur Messe bringt. Die S Bahn kommt nicht. Wartezeit – 22 Minuten. IHR WOLLT MICH DOCH WOHL VÖLLIG VERARSCHEN. ICH MEINE, OK. ICH WAR IN GIFHORN UND MUSSTE 3 KILOMETER ZU FUSS GEHEN, WEIL DA NIE EIN BUS FÄHRT. ABER DAS HIER IST KÖLN. WIE KOMMEN DIE MENSCHEN HIER DENN ZUR ARBEIT?
Ich komme bei der Messe an. Habe es eilig, denn wir wollen uns alle im Pressebereich treffen um den restlichen Tag durchzusprechen. Die Messehallen sind voll. Ich quäle mich durch die Anstellschlangen am Südeingang. Jetzt aber schnell, schließlich bin ich schon 10 Minuten zu spät. Ich flitze durch die Gänge bis sich mir ein Mann in Warnweste entgegenstellt. Kurz überlege ich, ob es sich vielleicht nur um einen Skiregion Simulator 2014 Fan handelt, der sich ne fesche neongelbe Weste beim Goodies-Werfen abgestaubt hat. Ist es nicht. Es ist ein Messe-Kobold, der mich nicht ruhig und freundlich anspricht sondern schreit: „WAS GLAUBST DU WAS DAS ABSPERRBAND BEDEUTET, HÄH?“.
Ich schaue mich um. Hinter mir ist zwar Absperrband, aber die Schneise zur Tür war doch frei. Ich drehe mich wieder zu ihm und verstehe. Ab dieser Stelle ersetzt der freundliche Messe-Kobold das Band. Hier ist eine Tür. Dahinter sind Rolltreppen. Die laufen nur in eine Richtung. Und nicht in meine. Ich schaue nach rechts. Dort quetschen sich 1000 Besucher aus dem Gang ins Freie und schieben sich eine Treppe herab. Wir werden umgeleitet.
Die Umleitung ist totaler Unsinn. Sie führt nicht, wie es logisch wäre einfach nur um die Rolltreppe herum und unten wieder in den Gang auf dem ich weiter müsste. Sie leitet uns über Außenbereiche zu anderen Hallen. Es geht nicht voran. Eher Stehen als Gehen. Das liebt man ja, wenn man es eilig hat. Ich schreibe eine hasserfüllte Nachricht über Messe-Wegeleitsysteme in unsere Pixelburg WhatsApp Gruppe und ernte nichtmal Mitleid.
Ich hasse euch.
Endlich angekommen kriegt jeder seine Bestellung ausgehändigt und wir bequatschen wie es weitergeht. Wir machen einen Rundgang durch die Hallen. Filmen einmal was es so zu sehen gibt und ich merke – bei allen anderen ist die Luft schon fast raus. Super, denn ich bin jetzt wach. Keiner hat mehr Lust irgendwas zu Starten. Die anderen bringen ihre Termine zum Abschluss während ich im Pressebereich auf die Sachen aufpasse und Beiträge hochlade. Toller Tag. Echt. Super. Voll viel gesehen von der Messe. Ich hoffe ihr hattet alle Spaß.
Wir flitzen nach Hause, bestellen unterwegs schon Pizza. Es wird gegessen, gepodcastet, geschrieben und geschnitten. Dome, Kon und Ich lassen Claus und René zurück und gehen feiern. Man muss sich ja auch mal was gönnen.
Es ist 5 Uhr morgens und wir sind besoffen. Zu besoffen um in 2,5 Stunden wieder auf der Messe zu sein. Eigentlich sogar zu besoffen um überhaupt jemals wieder auf irgendwelche Messen zu gehen. Wie gut dass Kon und Ich direkt Interviews haben zur frühen Stunde. Claus ist noch wach und schneidet. Wir sitzen daneben und es wird schwarz.
Wir wachen auf. Kon sitzt noch im Beifahrersitz. Claus liegt mitten im Gang mit dem Kopf neben dem Kühlschrank auf Taschen und Klamotten. Ich liege auf der Sitzbank. Meine Beine hängen herunter und – mein Kopf auch. Ich stoße mich an der Tischplatte als ich zu mir komme. FML.
Sämtliches Blut ist mir in den Kopf geflossen. Ich bin knallrot. Und immernoch knallvoll. Kon und Ich machen einen Contest wer die schlimmere Fahne hat. Keiner von uns gewinnt dabei.
Wir machen uns auf. Zur Messe und zu den Interviews. Frisch geduscht und mit Pseudo-Kaffee gestärkt. Es hilft nichts. Licht ist einfach zu hell und Lärm ist einfach zu laut. Ich hasse mein Leben. Ich hasse Kölsch. Ich hasse Wohnmobile. Ich hasse Alkohol. Ich bin in perfekter Stimmung um ein Interview zu führen. Ich hasse in diesem Moment besonders Interviews um 9 Uhr morgens.
– Es folgt ein weiterer Teil. Da könnt ihr euch so VERFICKT sicher sein. –