Hey Leute,
ich habe für euch mal das neue Spiel von Rebellion Developments angespielt. In Sniper Elite V2 spielt man einen amerikanischen Agenten im zweiten Weltkrieg dessen Auftrag es ist, ein Team von Raketenwissenschaftlern zu töten.
Anfänglich von der schönen Spielmechanik beeindruckt musste ich aber schnell auch eine menge Defizite feststellen. Das geht leider von schönen Funktionen im Spiel, die überhaupt keinen Zweck haben, bis hin zu deutschen Synchronnazis.
Hier mal eine kleine Beschreibung meines Morgens:
Als ich um 7 Uhr aufgestanden bin setzte ich mich an den Computer und startete die Installation von Sniper Elite V2. Während mein Computer also wieder fleißig am arbeiten war, ging ich in die Küche um mir meinen Kaffee zu kochen und mir ein kleines Frühstück zusammen zu stellen. Munter setzte ich mich an den PC und startete das Spiel. Boxen an, Schluck Kaffee, Spiel an und schon kann der Tag losgehen. Mein erster Gedanke war „Moment mal? Hat da etwa jemand von Splinter Cell: Conviction geklaut?“. Das Hauptmenü ist einfach mal genau wie das in Splinter Cell: Conviction. Für diejenigen, die das Spiel nicht gespielt haben: Wir nehmen eine actiongeladene Szenerie, frieren das Bild ein und wenn man dann durch die Menüpunkte gehen, wandern wir durch den Raum.
Nachdem ich dann die Grafik auf die höchste Stufe gestellt habe, wollte ich natürlich sofort die Kampagne starten. Um in die Story richtig eintauchen zu können, gab es im Intro erstmal eine kleine Geschichtsstunde über den zweiten Weltkrieg. Originalaufnahmen brachten mich schon richtig in Rage und ich wollte ich endlich Nazis töten. Die anfängliche Tutorialmission hat einem schön die tollen Funktionen des Spiels nahe gebracht. Besonders gefallen hat mir die Möglichkeit eine Landmine an einer Leiche zu befestigen um ahnungslose Feinde zu überraschen. Die Ballistik des Gewehres ist auch sehr realistisch (Wenn man die Schwierigkeit ganz hoch einstellt) und so wie es aussah, freute ich mich schon darauf die Missionen auf meine ganz eigene Art und Weise zu spielen.
Leider nein! Leider gar nicht!
Schon die erste Mission brachte mir dann aber schnell Ernüchterung. Die Zielhilfe machte das Schießen einfach mal so einfach, dass sogar mein Hund jedem einen Kopfschuss verpassen konnte. Wie toll man ist, bekommt man vom Spiel in Form von Punkten gesagt. Um möglichst viele Punkte zu erreichen, muss man auf folgendes Achten. Der Gegner sollte möglichst weit von einem entfernt sein und man sollte den Kopf treffen. Wenn man das jetzt noch schafft während der Gegner gerade läuft dann bekommt man schon so seine 1500 Punkte. Sehr schöne Sache, doch leider bekommt man auch NUR so Punkte. Jetzt mal ehrlich? Was ist denn wohl schwerer? Aus 200m Entfernung mithilfe einer Schusshilfe, die ein Verfehlen unmöglich macht, den Kopf der Wache zu treffen (Da wir keinen Schalldämpfer haben werden wir danach sofort entdeckt) oder sich an allen Gegnern vorbei zu schleichen und mithilfe eines „leisen Tötens“ den Gegner unbemerkt kampfunfähig zu machen? Wollt ihr wissen wie viele Punkte das bringt? Einfach mal gar keine (einmal habe ich 15Punkte bekommen, weiß allerdings nicht wieso). Auch wenn man mithilfe der schallgedämpften Pistole einen Gegner mit einem Kopfschuss erledigt bekommt man nur 50 – 150 Punkte.
OK…. die Punkte ignorierst du einfach und spielst das Spiel trotzdem weiter als lautlose Waffe weiter. Ich finde mich vor einer Straße auf der eine Patrouille nach Gegnern sucht. Ich hole also mein Fernglas raus und versuche alle Gegner zu finden und den besten Weg sie alle auszuschalten oder zu umgehen (Man beachte an dieser Stelle, dass das Missionsziel lautet „Umgehen sie die Straßenpatrouille!„). Links gab es eine Häuserreihe die sehr vielversprechend aussah.Also robbte ich mich zur Eingangstür und musste feststellen das sie zu ist. Leider sind wir natürlich nicht in der Lage die Tür zu öffnen… wir versuchen es gar nicht erst (Ich liebe einfach Spiele wo der Protagonist nicht in der Lage irgendwelche Türen zu öffnen oder zu schließen). Natürlich bemerkte eine Wache meine kleine Aktion vor der Tür und prompt eröffneten sie das Feuer. Ich zog mich schnell auf eine höher liegende Position zurück und machte einen nach dem anderen fertig. Auf einmal wurde ich von links beschossen? Wie bitte? Da feuerte doch tatsächlich aus dem Haus mit der geschlossenen Tür ein Gegner auf mich. Der war vorher aber nicht da! Ich habe einfach die ganze Gegend mit meinen Ferngläsern ausgekundschaftet und da war kein Gegner in dem Haus.
Leicht gereizt darüber, dass Gegner einfach mal so spawnen wenn ich entdeckt werde, startete ich die Mission von neuem. Jetzt mussten die Ruinen auf der rechten Seite herhalten. Ich robbte also zu den Ruinen erledigte die Wache, welche dort herumlungerte und suchte nun einen Weg vorbei an seinen Freunden. OK… hier ist eine hohe Mauer…. da eine geschlossene Tür….. Moment mal….. hier geht es nicht vorbei…. das Spiel WILL, dass ich die alle umbringe. Anscheinend ging es wohl nicht anders. Ich suchte mir eine schöne Position und eröffnete das Feuer. Das ich alle Feinde erledigt hatte signalisierte mir dann auch sofort die Spielmusik und so wusste ich, dass ich problemlos bis zum nächsten Kontrollpunkt sprinten konnte (Leider war das auch so!).
In der zweiten Mission gab es dann noch mehr Enttäuschungen. Hier haben uns die Nazis dann auch geholfen, denn wenn sie nicht gerade alle 30 Sekunden dieselbe Durchsage durch die Lautsprecher dröhnten, haben sie einen Kran immer 3 Meter vor und zurück bewegt, sodass man unsere Schüsse nicht hören konnte. Natürlich aber nur wenn wir in der Nähe waren, sonst wäre es ja vollkommen Sinnlos gewesen. Wer selber nicht auf die Idee kommt genau in diesem Moment zu schießen, den hat das HUD nochmal freundlich darauf hingewiesen, dass es gerade laut genug ist.
Im Laufe des Spiels musste ich leider feststellen, dass es auch immer so weiter geht. Man muss sich nicht wirklich überlegen wie man die Situation am besten meistert, denn es gab in der Regel nicht mehr als 2 Wege und diese unterschieden sich nur in der Seite von der man aus angreift. Das Spiel will, dass wir alle Nazis töten und am besten alle aus weiter Distanz mit einem Kopfschuss. Damit das alles auch gut gelingt bekommen wir mit Hilfe der Schusshilfe genau angezeigt, wo wir hinzielen müssen ( Es ist ja schön, dass Wind und Gravitation auf die Kugel Einfluss nehmen. Aber es ist einfach unnötig wenn ein schöner roter Punkt mir trotzdem ganz genau sagt wie ich zielen muss). Die vielen tollen Funktionen des Spiels (Stein werfen zur Ablenkung, Stolperdraht, Landmine am Gegner befestigen) sind einfach unnötig da man sie nicht braucht. Man kommt ganz prima durch das Spiel wenn man sich hinter einer Mauer verschanzt und alle mit seinem Scharfschützengewehr erledigt. Die KI ist zum Glück auch dämlich genug, sodass das nicht wirklich zur Herausforderung wird. Leider kommt es auch oft zu Situationen, in denen zwei Gegner welche nebeneinander stehen, genau die gleichen Animationen abspielen, sodass sie einfach vollkommen synchron die Straße entlang laufen. Ebenso habe ich bis jetzt in dem ganzen Spiel noch nicht ein Hakenkreuz gefunden. Das macht das Ambiente leider oftmals sehr unrealistisch.
Leider fällt mein Fazit zu diesem Spiel sehr negativ aus. Zwar spricht mich die Grafik und das Ambiente an, aber die vielen Mängel an Schwierigkeit und Handlungsfreiheit machen das Spiel für mich unspielbar. Ich hatte auf eine schöne Kombination von Wolfenstein und Hitman gehofft, aber am Ende wurde es dann doch eher eine schöne Variante von Moorhuhn. Warum kommen nicht mal wieder spiele á la Hitman, Splinter Cell: Chaos Theory oder Metal Gear Solid raus? Leider tendieren die neuen Spiele immer mehr dazu möglichst einfach, möglichst viel Action zu bieten. Wo bleiben die Try&Error Spiele in denen man 10mal gestorben ist bis man den effizientesten Weg gefunden hat? Es bleibt nur auf Hitman: Absolution und Splinter Cell 6 (Retribution?) zu hoffen.
In diesem Sinne wünsche ich euch noch eine schöne Woche!